Ein Brautauto voller Geschichte(n)
Vor über einem halben Jahrhundert rollte der Oldtimer schon durch den Orient. Heute fährt sein Besitzer noch für verliebte Paare an ihrem großem Tag
Auf den ersten Blick sieht man dem weißen Oldtimer nicht an, dass er keines von den Schmuckstücken ist, die jahrelang in der Garage gestanden haben. Er glänzt und hat kaum einen Kratzer. Dabei hat das Auto des Weißenhorners Reinhold Sniatecki schon Einiges erlebt. Der Mercedes rollte durch das Nildelta, war Umzugshelfer und wird jetzt als Brautauto gebucht.
Seine größte Reise machte der weiße Mercedes vom Typ Daimler Benz 170Da im Jahr 1961. Reinholds Bruder, Herbert Sniatecki, fuhr damals mit drei Freunden auf einer Weltreise durch den halben Orient. Die Gruppe kaufte den weißen Daimler extra für die Reise. Das Auto gehörte einem Landwirt, stand abgestanden und mit Stroh eingedeckt in einem Stadel. In Weißenhorn starteten die vier, quer über den Balkan, dann in die Türkei und weiter über Syrien. Einen kleinen Umweg nahmen die Abenteurer dann über Jordanien in den Libanon. Von dort aus durfte der weiße Wagen auf einem Schiff das Mittelmeer überqueren. Denn wer zu dieser Zeit in einem arabischen Land war, durfte nicht durch Israel fahren. In Alexandria angekommen, reisten die Vier mit ihrem fahrbaren Untersatz zu den Pyramiden in Kairo und fuhren am Nil entlang bis zu den Statuen von Abu Simbel. „Die standen damals noch an ihrem Originalplatz“, sagt Sniatecki. Ein paar Jahre später wurde der Tempel nämlich in einem internationalen Gemeinschaftsprojekt abgebaut und verlegt, denn er drohte im angestauten Nassersee zu versinken. Während dieser Tour bekam das Auto auch seinen Namen, den es heute immer noch trägt: „Ali“. So haben es damals die Einheimischen im Nildelta genannt. „Bis heute hat sich daran nichts geändert“, sagt der 68-Jährige. Die Fahrt des Mercedes ging dann über Libyen und Tunesien wieder zurück nach Europa. Nach drei Monaten kam der Daimler Benz 170Da – von da an Ali genannt – unbeschadet wieder in der Heimat an. Kurz darauf bekam Reinhold Sniatecki das Auto von seinem Bruder. „Ein lustige Geschichte“, wie er selbst sagt. Für nur vier Maß Bier kaufte er es ihm an einem feuchtfröhlichen Abend im Jahr 1962 in einem Weißenhorner Gasthaus ab – noch bevor er einen Führerschein hatte. Das bedeutete für Ali, er hatte ein Jahr lang Pause und ruhte in einem Stadel. „Den Führerschein habe ich dann im Herbst 1963 gemacht“, sagt Sniatecki.
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