Ein Kreuzritter blickt auf Tablet-Computer
Matthias Kaisers Inszenierung von „Lohengrin“ am Theater Ulm schickt den mittelalterlichen Helden in ein modernes und kriegerisches Brabant. Doch es sind die Sänger und das Orchester, die Eindruck hinterlassen
Das Schwanenproblem löst der Ulmer Operndirektor elegant und wenig kitschig: Vom märchenhaften Federvieh ist – abgesehen von den verrauschten Fernsehbildern – nur ein riesenhafter Flügel im Fahrstuhl geblieben. Sonst geht es optisch eher martialisch zu: Die Begleiter des Königs sind eine mit Automatikwaffen ausgestattete Spezialeinheit in schwarzen Kampfanzügen (Kostüme: Angela C. Schuett); die betongraue Szenerie (Bühnenbild: Detlev Beaujean) erinnert an den architektonischen Brutalismus von Le Corbusier. Sie ist alles in einem: Kathedrale, Kommandobunker, Folterkeller.
Bei den Sängern engagiert das Theater Ulm Gäste: Den Lohengrin singt der Kanadier Eric Laporte, der in der aktuellen Spielzeit schon als Calàf an „Turandot“ zu gefallen wusste. Seine Interpretation der Partie ist lyrisch und entschlossen zugleich. Schauspielerisch ist seine Rolle die interessanteste. Denn der Zeitreisende ist von modernem Schnickschnack wie Tablet-Computern und Kunststoff-Tischplatten irritiert – selbst eine gekringelte Luftschlange bei der Hochzeitsfeier ist für den aus der Zeit gefallenen Gralshüter ein wundersames Novum. Elsa von Brabant bleibt daneben etwas blasser, auch weil die Deutsch-Schweizerin Sabina Martin Anlauf braucht, bis sie die für die Partie nötige Strahlkraft entwickelt. Was ihr aber in der verhängnisvollen Hochzeitsnacht-Szene schließlich gelingt. Kurzfristig musste das Theater für die Premiere sogar noch einen dritten Gast verpflichten: Guido Jentjens als König Heinrich vertritt den erkrankten Ulmer Bass Don Lee.
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