Ein Ulmer Mönch, der seine Heimatstadt liebte
Felix Fabri steht im Mittelpunkt einer Tagung im Haus der Begegnung in Ulm. Zum Auftakt gibt es ein Konzert.
Felix Fabri hinterließ der Menschheit die detaillierteste und umfangreichste Reiseschilderung des Mittelalters und der Stadt Ulm die erste systematische Stadtchronik nördlich der Alpen. Doch den erzählfreudigen Mönch und Reiseliebhaber selbst, der im 15. Jahrhundert Lesemeister des Ulmer Dominikanerklosters gewesen war, schilderte kein Zeitgenosse. Wie sah er aus? Wann genau wurde er geboren? Welche Rolle spielte er in den reformatorisch-gesellschaftlichen Auseinandersetzungen im Ulm seiner Zeit? Was man über den belesenen Züricher, der Ulm liebte und hier 1502 starb, weiß, stammt im Wesentlichen aus seinen Handschriften. Den aktuellen Stand der Felix Fabri-Forschung beleuchtete am Wochenende eine Tagung, zu der Historiker aus mehreren europäischen Ländern und den USA kamen.
Marco Polo, berühmt geworden durch die Berichte seiner China-Reise im späten 13. Jahrhundert, lese sich langweilig gegenüber den äußert lebendigen Schilderungen kultureller Fremdheit in Felix Fabris Werk, sagt der Stuttgarter Historiker Folker Reichert. Selbst Delfine fanden Eingang in Fabris „Evagatorium“ – was „Herumschweifen“ bedeutet und eine lateinische Wortschöpfung Fabris ist. Doch so plastisch der reisende Mönch erzählen konnte – das Zeichnen war ihm nicht gegeben, wie kindlich wirkende Darstellungen in seinen Handschriften zeigen. Mit den Klosterreformen des 15. Jahrhunderts beschäftigte sich die amerikanische Historikerin Kathryne Beebe, mit den Zusammenhängen zwischen Fabri, dem frühen Buchdruck und dem Ulmer Dominikanerkloster der Burlafinger Bernd Breitenbruch. Die in Donauwörth aufgewachsene und in Europa und den USA tätige Historikerin Ingrid Baumgärtner schilderte, welche Weltkarten Felix Fabri gekannt haben dürfte – neben mittelalterlichen, die Jerusalem ins Zentrum der bewohnen Welt rückten, auch Seekarten und geografische Karten. Im Werk Fabris spiegelt sich deshalb auch die theologisch-wissenschaftliche Diskussion seiner Zeit und das Bemühen, Jerusalem (das Fabri 1480 und 1483 besuchte) als Nabel der Welt zu bewahren. Obwohl Fabri nach seiner ersten Reise ins Heilige Land schrieb „In Heiden-, Türken-, Griechenland ist’s uns besser ergangen als in dem Schwabenland“, so beschrieb er nach dem Schweifen in der Welt die ideale Stadt – und das war für ihn Ulm.
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