Ulm: Ganz nah am Abgrund

VonMarcus Golling

In dem Stück „Norway.today“, das im Podium Premiere hatte, wollen zwei junge Menschen in den Tod springen. Doch sie finden Gründe, die sie davon abhalten – könnten.

„Hallo, ich bin Julie. Ich werde bald Selbstmord begehen.“ An seinen Plänen lässt das Mädchen keinen Zweifel, an deren Ursache allerdings schon. „Ich passe nicht unter die Menschen“, sagt sie. Auch August will das Irdische hinter sich lassen: „Das Ziel ist: fast nicht mehr da sein.“ Zwei junge Menschen, die das ganze Leben noch vor sich haben könnten und doch sterben wollen – gemeinsam, durch einen Sprung von einer Klippe an einem norwegischen Fjord, obwohl sie sich eigentlich gar nicht kennen: Davon handelt das von einer wahren Begebenheit inspirierte Stück „Norway.today“ des Schweizer Dramatikers Igor Bauersima, das nun auch im Podium des Theaters Ulm zu sehen ist.

„Norway.today“, 2000 in Düsseldorf uraufgeführt, ist ein Dauerbrenner des Jugendtheaters. 2003 und 2004 war es sogar das meistinszenierte Stück auf deutschen Bühnen. Was natürlich auch pädagogische Gründe hat: Suizid unter Jugendlichen ist ein immer noch viel zu häufiges Phänomen. Und das Zwei-Personen-Drama hat eine so wichtige wie einfache Botschaft: Das Leben mag manchmal sinnlos erscheinen – aber es hat viel Schönheit zu bieten, wenn man sich darauf einlässt. Im Fall der beiden lebensmüden Hauptfiguren zum Beispiel die Sichtung eines Nordlichts und – natürlich – die Liebe.

Neu-Ulm Ulm