Gesteppte Moderne
Mit ihren streng geometrisch gestalteten Quilts nahmen amische Frauen zwischen 1850 bis 1950 die abstrakte Kunst vorweg. Doch unter den Decken steckt eine fremde Art zu leben
Auf den ersten Blick könnten diese Decken an den Wänden im Stadthaus auch aus dem Geschenke-Shop eines Museums für moderne Kunst stammen. Die strenge Geometrie der Farbfelder, die Streifen und Quadrate, erinnern an die Meister des Abstrakten Expressionismus, an Mark Rothko oder Barnett Newman. Manche rufen auch die Wahrnehmungsexperimente der Op-Art ins Gedächtnis. Doch als diese Quilts entstanden, waren beide Kunstrichtungen noch Zukunftsmusik. Die Schöpfer dieser Steppdecken waren auch keine Künstler, noch nicht einmal Kunsthandwerker, sondern fromme Frauen: Angehörige der Amischen, einer täuferisch-protestantischen Glaubensgemeinschaft mit deutschen Wurzeln in den USA, deren radikalste Mitglieder Elektrizität, Autos und selbst Fahrräder ablehnen.
Eine Vorwegnahme der Moderne durch eine Gruppe, die alles Moderne ablehnt? Diese paradoxe Situation begeistert auch Maria Schlumberger-Rentschler. „Mich hat fasziniert, dass Menschen, die so weltabgewandt leben, so wunderschöne Farben und Muster machen können.“ Schlumberger-Rentschler, Ehefrau des Ulmer Kunstsammlers Friedrich E. Rentschler, besitzt 160 Stücke aus den Jahren 1850 bis 1950, der klassischen Zeit der amischen Quilt-Herstellung: eine der größten Sammlungen dieser Art in Europa. 30 davon sind nun in der Ausstellung „Von der Sehnsucht nach Farbe“ im Stadthaus zu sehen.
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