Pure Energie, pure Perfektion
Der Auftritt der Londoner Akram Khan Company bei "Ulm moves!" zeigt, welche Kraft zeitgenössisches Tanztheater haben kann. Dafür gibt es minutenlangen Applaus.
Der inzwischen 40-jährige Choreograf Akram Khan hat sich in den vergangenen Jahren eine besondere Stellung in der internationalen Tanzszene erobert. Dies hat er vor allem seinem sehr eigenständigen Stil zu verdanken. Der Brite mit bangladeschischen Wurzeln verbindet in seinen Choreografien zeitgenössischen, westlichen Tanz mit Einflüssen aus dem indischen Kathak. Dieser traditionelle Tanzstil, der vor allem im Norden des Subkontinents gepflegt wird, erzählt mit schnellen Drehungen, trippelnden Schritten und viel symbolischer Handarbeit Geschichten von Göttern und (manchmal auch) Menschen. Diese Mischung machte Khan zu einem Star, der 2012 sogar einen Teil der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London gestaltete. Im Theater Ulm aber gibt es eine ältere Arbeit Khans zu sehen: „Kaash“, übersetzt in etwa „Hätte ich doch“, war 2002 die erste große Produktion der Londoner Company, damals noch mit Khan persönlich unter den Tänzern. Im vergangenen Jahr wurde die Choreografie neu aufgelegt, mit neuen Akteuren, aber alten Qualitäten: „Kaash“ ist pure Energie. Nichts zu spüren ist da von Folklore. Die fünf Tänzer rennen vor dem Bühnenbild von Anish Kapoor (eine Art Fenster in die Ewigkeit) in immer neue Positionen, scheinen mit ihren kreisenden und hervorschnellenden Armen überirdische Geheimnisse zu offenbaren.
Es ist ein kompromisslos-athletischer Tanzstil, den die Akram Khan Company zur hämmernd-perkussiven Musik von Nitin Sawhney zeigt: Bisweilen wirken die Figuren und Formationen in dem knapp einstündigen „Kaash“ wie in ein choreografiertes Kampfsport-Training – und kommt wie dieses fast ohne gegenseitige Berührungen aus. Und doch entsteht gerade aus dieser vermeintlichen Härte Eleganz und Schönheit: Weil die Tänzer all dies mit einer ungeheuren Schnellkraft und Präzision vorführen – und weil „Kaash“, bei aller Gegenwärtigkeit, immer noch eine Aura des Rätselhaften umgibt. Eine bessere Werbung für die Möglichkeiten des zeitgenössischen Tanztheaters gibt es nicht.
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