Was Flüchtlingen wirklich wichtig ist
Der Chef der Diakonie und der evangelische Dekan besuchen die Ulmer Flüchtlingsunterkunft an der Römerstraße. Menschen aus Bosnien, Serbien und Syrien berichten.
Das aber kann viel sein: Der 31-Jährige ging in seiner bosnischen Heimat nur zwei Jahre zur Schule, seine Frau gar nicht. Deshalb ist es sein Wunsch, dass seine drei Kinder es besser haben sollen als er selbst. „Ohne Schule ist man wie dumm“, sagt er. Silvija Bucanovic hat es geschafft. Ab nächsten Montag hat sie Arbeit. Ihr Mann fand bereits eine Stelle als Hausmeister, und das Ehepaar und seine vier Kinder hat in Böfingen eine Mietwohnung bezogen. Vor viereinhalb Jahren verließ die Familie Serbien, wo einer der beiden Söhne sein Leben verloren hatte. Die drei Töchter von Silvija Bucanovic gehen zur Schule, der kleine Sohn in den Kindergarten. Nach einer Odyssee durch Frankreich und die Schweiz kam die Familie vor zwei Jahren und acht Monaten nach Ulm. Hier sind ihre Kinder gut integriert, sie haben Freunde, erzählt sie in flüssigem Deutsch. Dass sie ein besseres Leben in Deutschland haben und vielleicht studieren können, wünscht sich die 32-Jährige für ihre Kinder. Silvija Bucanovic und Ekrem Abazi sind in einer anderen Position als der junge Syrer, der im Gespräch „Ismael“ genannt werden möchte. Der Elektroingenieur hat in Deutschland seinen Master gemacht, doch als sein Studienvisum jetzt abgelaufen war, wollte er nicht zurück nach Syrien. Er hat Angst, erkannt zu werden und in Deutschland in Gefahr zu sein.
Drei von 421 Flüchtlingen und Asylbewerbern, die derzeit in Ulm untergebracht sind. Um traumatisierte Menschen kümmert sich das Behandlungszentrum für Folteropfer. Dennoch: Das Wichtigste für alle Flüchtlinge ist das Gespräch. Wie wichtig psychosoziale Beratung ist, erzählt Sozialpädagoge Heiner Beermann. Ob es um Zahnschmerzen geht, um den Wunsch nach Arbeit oder darum, wo die Kinder zur Schule gehen werden, ob es um Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Leben geht oder um Ein-Euro-Jobs: Der Beratungsbedarf würde bei der Ulmer Diakonie eine halbe Stelle mehr nötig machen als aktuell der Fall. Denn der Bedarf wird weiter steigen. Im 5000-Einwohner-Städtchen Meßstetten auf der Alb wurde eine Landeserstaufnahmestelle für 500 Flüchtlinge in einer ehemaligen Kaserne eingerichtet, die derzeit mit 1300 Menschen belegt ist.
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