Theater: Was hinter der Fassade steckt

VonDagmar Hub

Jugendliche setzen sich in der Inszenierung „Du hast da was im Gesicht, Othello“ mit Vorurteilen, Diskriminierung und Selbstwahrnehmung auseinander

Ulm Othello ist schwarz. Der Teufel ist schwarz. Schmutz ist dunkel. Die tote Desdemona gleicht einem Engel. Engel sind strahlend. Weiß ist die Reinheit. „Du hast da was im Gesicht, Othello“, die aktuelle Produktion des Jugendclubs des Theaters Ulm, setzt sich frei und stark interpretierend mit Shakespeares Tragödie vom dunkelhäutigen venezianischen Gouverneur Othello auseinander. Das, was Othello im Gesicht hat, ist nicht einfach wegzuwischen wie ein Fleck Frühstücksmarmelade und heilt nicht wie ein Kratzer. Die dunkle Hautfarbe bleibt, und die Erfahrung der Diskriminierung macht Othello zum an seiner Frau zweifelnden Opfer einer Intrige und in der Folge zu Desdemonas Mörder.

In Barbara Fraziers Podiums-Inszenierung für die 17 jungen Schauspielerinnen und Schauspieler des Jugendclubs stehen zu Beginn 17 dunkle Othellos auf der Bühne, die ihre Hautfarbe alle hinter übergroßen Fotografien ihrer echten Gesichter verbergen: Das Dunkle im Menschen muss nicht auf den ersten Blick sichtbar sein. Und es geht nicht um Rassismus. Es geht um Vorurteile und Diskriminierung. Sagt die Physiognomie tatsächlich – wie oft behauptet – etwas über den Charakter eines Menschen aus? Kann sich nicht hinter dem Charme eines gut aussehenden Mannes ein Betrüger verbergen?

Neu-Ulm Ulm