Wenn Politik das Leben bestimmt
Anna Kim liest im Saal der Museumsgesellschaft Ulm aus ihrem Roman– und spricht über „mentale Diktatur“
Anna Kim gilt als die Autorin großer Soziogramme missglückter Gesellschaften. Ihre Erzählungen widmen sich Menschen, deren individuelles Leben den politischen Zeitläufen ausgeliefert ist. Im Rahmen der Literaturwoche Donau holten Florian L. Arnold und Rasmus Schoell die 29-jährige Wienerin nach Ulm in den Saal der Museumsgesellschaft. Im Gespräch mit Lena Grundhuber erläuterte Anna Kim die Hintergründe ihres im Januar erschienenen 550-Seiten-Romans „Die große Heimkehr“ – und las mit leiser Stimme daraus vor. Der Spannung und der Eindringlichkeit der Erzählung geschuldet, blieb es im Saal so still, dass dennoch jedes Wort die Zuhörer erreichte. Umrahmt wurde die Lesung im Literatur-Salon-Stil vom serbischen Akkordeon-Profi Ivan Antonic.
Anna Kim, geboren in Daejeon, war knapp zwei Jahre alt, als ihre Eltern – der Vater Maler mit einer Gast-Professur in Braunschweig, die Mutter Philosophin mit abgeschlossenem Germanistik-Studium und beide engagierte Katholiken – mit ihr 1979 Südkorea verließen und nach Westdeutschland zogen. Drei Jahre später ging die Familie nach Wien, wo Anna Kim Abitur machte und Philosophie und Theaterwissenschaften studierte. Korea sei ihr bis zur Recherche für ihren jüngsten Roman fern gewesen, erzählte die 29-Jährige. In „Die große Heimkehr“ verflicht sie die Biografien zweier seit Kindheit befreundeter Männer und einer Frau, mit der beide eine Beziehung haben, mit dem politischen Geschehen in Korea seit dem Ende der japanischen Herrschaft 1945. Der Korea-Krieg und die Studentenproteste, Demonstrationen, Straßenschlachten und der Kampf der Ideologien machen es dem eigentlich unpolitischen Erzähler, dem 78-jährigen Yunho, unmöglich, sein Leben den politischen Ereignissen zu entziehen und seine Liebe zu Eve zu leben.
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