Die Fußstapfen einer Legende
Zehn Jahre lang hat Jarvis Walker das Ulmer Trikot getragen, fast sieben sind es jetzt bei Per Günther. Wenn er den Amerikaner einholen will, muss er eine schwierige Entscheidung treffen
Von Pit Meier
Ulm Die Rekorde möglicherweise für die Ewigkeit gehen auf das Konto von Jarvis Walker. Der Amerikaner aus Detroit in Michigan hat im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts mehr als 400 Pflichtspiele für die Ulmer Basketballer bestritten und in der Bundesliga 6581 Punkte erzielt, womit er in der ewigen Bestenliste auf Platz fünf liegt. In den Jahren 1993 und 1999 war er sogar Topscorer, außerdem hat Walker 1996 den Pokal und damit einen Titel mit den Ulmern gewonnen. Das unterscheidet ihn von allen Spielern in der aktuellen Mannschaft. Von denen kann am ehesten Per Günther am Denkmal Walker kratzen.
Die Zahlen und Werte des Spielmachers sind gar nicht mal so viel schlechter als die von Walker. Günther spielt inzwischen auch schon seine siebte Saison in Ulm. In dieser Zeit hat er genau 2465 Punkte gemacht und 806 direkte Korbvorlagen gegeben. Wettbewerbsübergreifend hat Günther 294 Spiele für Ulm gemacht, in der Bundesliga ist die heutige Partie in Oldenburg genau die Nummer 250. Dafür wird dann natürlich am Sonntag beim Heimspiel gegen Alba Berlin eine Ehrung fällig.
Per Günther wird es vermutlich nicht schaffen, den Punkterekord von Jarvis Walker zu knacken. Dazu hat sich inzwischen im deutschen und im Ulmer Basketball zu viel geändert. Zu Walkers Zeiten spielten in jeder Mannschaft zwei Ausländer, die in erster Linie für das Scoring zuständig waren. Inzwischen sind sechs Spieler ohne deutschen Pass die Regel und von denen kann jeder werfen. Aber die zehn Spielzeiten im Ulmer Trikot und die mehr als 400 Partien kann auch Günther locker packen. Wenn er denn seinen im Sommer auslaufenden Vertrag verlängert.
Thorsten Leibenath gibt sich bei dem Thema erstaunlich gelassen. Der Ulmer Trainer geht davon aus, dass die Personalie Günther nach wie vor völlig offen ist. Er sagt aber auch, dass er das so genau gar nicht weiß. Durchaus möglich, dass der umworbene Spielmacher schon mehrere konkrete Angebote der finanziell besser gestellten Bundesliga-Konkurrenten vorliegen hat. Möglich aber auch, dass es kein einziges gibt. „Wir reden darüber nicht jeden Tag“, sagt Leibenath: „Per ist ja auch nicht verpflichtet, mich bei vertraglichen Dingen über jede Kleinigkeit zu informieren.“ Zuletzt war außerdem Günthers Agent krank und vielleicht zieht sich die Sache ja auch deswegen so lange.
Vorstellbar ist eine Vertragsverlängerung und deren Verkündigung im Rahmen einer perfekten Inszenierung: Per Günther wird am Sonntag für 250 Bundesliga-Spiele ausgezeichnet und anschließend teilt er den 6200 Fans in der ausverkauften Ratiopharm-Arena mit, dass er in Ulm bleibt. Das wäre ganz großes Basketball-Kino.
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