Nach heißem Spiel strahlen Ulmer um die Wette
Bayern München muss sich klar geschlagen geben. Ein Spieler der Gastgeber überzeugt besonders.
Von Stefan Kümmritz
Das war wohl die engagierteste, kämpferischste und auch von der Emotion her heißeste Vorstellung, die die Basketballer von Ratiopharm Ulm bisher in dieser Saison gezeigt haben. Der Lohn für ihre großartige Leistung war am Sonntagabend der ersehnte Heimerfolg über den FC Bayern München, der mit 91:72 sogar richtig deutlich ausfiel. So deutlich, dass die Ulmer nach ihrer 85:101-Hinspielniederlage in München nun sogar den direkten Vergleich für sich verbuchten. Wer weiß, wozu der noch gut ist, schließlich hat das Team von Trainer Thorsten Leibenath auf die Bayern nur noch vier Punkte Rückstand. Jedenfalls wurde der Sieg von den Ulmer Fans gefeiert, als ob es nicht nur ein einfacher Bundesligasieg gewesen wäre.
Natürlich war es auch nicht nur „ein einfacher Bundesligasieg“. Gegen den FC Bayern München zu spielen, ist immer etwas Besonderes – ihn zu bezwingen immer etwas ganz Besonderes. Und jetzt können die Ulmer auch einen Erfolg über einen der drei großen B’s (Bamberg, Berlin, Bayern) vorweisen. Vielleicht können sie sich im Endeffekt nichts dafür kaufen, aber es tut in der Seele gut.
Thorsten Leibenath vergaß nachher bei aller Freude über den tollen Erfolg nicht, fairerweise ins Feld zu führen, dass beim FCB mit Bryce Taylor (Oberschenkelblessur) und Nihad Djedovic (Wadenverletzung) zwei wichtige Spieler fehlten: „Das hat uns heute letztlich in die Karten gespielt.“ Aber daran lag es alleine nicht, dass die Gäste von der Isar mit der Zeit immer blasser wurden und auch ihr Trainer Svetislav Pesic im letzten Viertel nichts mehr einfiel, wie sein Team die Ulmer stoppen und den immer größer gewordenen Rückstand noch aufholen könnte. Und nicht zu vergessen: Bei den Ulmern fehlte mit Taylor Braun auch ein exzellenter Spieler.
Ohne die vorzügliche Leistung von Center Raymar Morgan schmälern zu wollen, der gegen die Großen vom FCB, von denen der Ex-Ulmer John Bryant eine dürftige Vorstellung abliefert, 24 Punkte machte und acht Rebounds holte, war Chris Babb gestern Mann des Tages. 29 Punkte, sieben von zehn Dreier getroffen, fünf Assists, drei Rebounds und ein Block – der Amerikaner war gestern einfach überall zu finden und hatte eine ganz heiße Hand. Er war vom Gegner einfach nicht zu stoppen.
Zu Beginn sah es so aus, als wollten die Münchner ihrer Linie treu bleiben und den Gegner schnell überrollen. 9:2 führten sie nach gut zwei Minuten und in der 6. Minute mit 18:9. Doch dann begann Ulm zu spielen. Zu spielen, nicht nur zu kämpfen. „Wie wir als Mannschaft gespielt haben, macht mich stolz“, so der Kommentar von Thorsten Leibenath. „Wir haben den Ball gut bewegt. 29 Assists müssten für uns Saisonhöchstwert sein.“ So hat man das Ulmer Team selten erlebt. Dabei hat es auch nach hinten gut gearbeitet, was sogar Pesic anmerkte: „Ulm hat extrem gut verteidigt.“
Und so führten die Gastgeber nach dem ersten Viertel mit 24:22 und bauten ihren Vorsprung bis zur Pause auf sieben Zähler aus (47:40). Eine kritische Phase, als die Bayern im dritten Viertel mit einer 11:0-Serie 61:60 in Führung gingen, steckten die Ulmer weg wie nichts. Sie konterten und lagen vor dem letzten Viertel mit 72:63 vorne. Das zweite unsportliche Foul von Deon Thompson zuvor soll das Münchner Team aus dem Konzept gebracht haben, wie Pesic monierte: „Das war für uns ein Schock und wir haben aufgehört zu spielen.“
Dabei waren die Ulmer in Höchstform und nun dem Gegner rundum überlegen. Am Ende standen Pierria Henry, David Brembly, Joschka Ferner, Tom Alte und David Krämer auf dem Feld – und sicherten den direkten Vergleich!
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