Ulmer Schmerztherapie
Mit einem Sieg in Bremerhaven soll die Enttäuschung über den schwachen Saisonstart gemildert werden. Aber der Gegner hat noch ein Ass im Ärmel
Von Pit Meier
Ulm Es ist ein Duell der Fehlstarter, das da am Mittwoch ab 20 Uhr in der Stadthalle Bremerhaven über die Bühne geht. Die Basketballer von Ratiopharm Ulm haben ihre beiden ersten Saisonspiele in der Bundesliga gegen Berlin und Würzburg verloren, die Eisbären haben ihren Anhang bei der 59:67-Heimniederlage gegen die ohne die Nationalspieler Danilo Barthel und Johannes Voigtmann spielenden Frankfurter noch ärger enttäuscht. Die Urteile über Bremerhaven in den sozialen Netzwerken fallen vernichtend aus, aber Achtung: Gegen Ulm hat Eisbären-Trainer Muli Katzurin möglicherweise noch ein Ass im Ärmel.
Schließlich hat der Verein Anfang September mit einem Transfercoup für Aufsehen in Basketball-Deutschland gesorgt. Mit dem 29-jährigen Amerikaner Tyrus Thomas wurde ein Spieler geholt, der vor neun Jahren beim NBA-Draft von Portland an vierter Stelle ausgewählt wurde und in der besten Liga der Welt mehr als 400 Spiele für die Chicago Bulls, die Charlotte Bobcats und die Memphis Grizzlies gemacht hat. Topfit soll Thomas allerdings noch nicht sein und deswegen war er gegen Frankfurt gar nicht im Kader der Eisbären. Angesichts der reichlich desolaten Vorstellung seiner Mannschaft ist aber gut vorstellbar, dass Katzurin den erwiesenermaßen starken Athleten und guten Verteidiger gegen die Ulmer bringt.
Die hätten damit ein zusätzliches Problem, denn Thomas misst 2,08 Meter und er ist damit sogar noch etwas größer als Brendan Lane, den die bewusst eher klein zusammengestellte Ulmer Mannschaft am vergangenen Sonntag nie unter Kontrolle brachte. Der gewiss nicht zu den Starcentern der Liga zählende Amerikaner in Würzburger Diensten machte 26 Punkte und schnappte sich zehn Rebounds. Auch Thorsten Leibenath sagt: „Das dürfen wir eigentlich nicht zulassen.“ Aber der Ulmer Trainer fordert deswegen mitnichten eine frühe Nachverpflichtung für die großen Positionen. Leibenath verweist darauf, dass seine Mannschaft das Reboundduell gegen Würzburg knapp gewonnen und insgesamt in Brettnähe mehr Punkte gemacht hat. Überhaupt war nach seiner Einschätzung am Sonntag nicht alles schlecht.
Leibenath hat gegen Würzburg sogar eine deutliche Steigerung gegenüber dem ersten Spiel in Berlin gesehen. Dem Ulmer Anhang ist das natürlich zu wenig. Auch der Trainer hat nach der zweiten Niederlage festgestellt: „Bei manchen Leuten gehen jetzt die Alarmlampen an. Wir sehen es deutlich nüchterner, aber die Ergebnisse wurmen uns auch.“ Ein Grund für den schwachen Ulmer Start in die Saison mag sein, dass dem Vernehmen nach immer noch nicht alle Spieler völlig gesund sind und teilweise nur eingeschränkt trainieren. Leibenath wollte gestern kurz vor dem Start des Fliegers in Stuttgart noch keine Prognose darüber abgeben, wer letztlich in Bremerhaven einsetzbar sein wird. Aber der Trainer weiß natürlich, wie sich die Gemüter am leichtesten beruhigen lassen: „Am besten Bremerhaven schlagen, dann ist auch der Schmerz über die Heimniederlage gegen Würzburg nicht mehr ganz so groß.“
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