Verhaltener Applaus für die Ulmer
Der Sieg in Bremerhaven war kein echter Befreiungsschlag. Jetzt kommt ein neuer Spieler
Von Pit Meier
Ulm Natürlich war der Sieg an sich wichtig. Aber Grund zur Entwarnung gibt es nach dem knappen 78:71-Erfolg der Basketballer von Ratiopharm Ulm bei den biederen Bremerhavener Eisbären mitnichten. Trainer Thorsten Leibenath sagte nach der Schlusssirene: „Zufrieden mit unserer Leistung bin ich nicht.“ Es wird vor allem die Diskussion darüber weitergehen, ob die Ulmer auf den großen Positionen für eine Mannschaft mit großen Ambitionen tatsächlich gut genug besetzt sind.
Am vergangenen Sonntag hatte ihnen der Würzburger Brendan Lane mächtig Probleme bereitet. In Bremerhaven kam Jannik Freese auf 14 Punkte und sieben Rebounds, Waverly Austin verbuchte mit zehn Zählern und elf Rebounds sogar ein sogenanntes Double-Double. Der Mann hat in der vergangenen Saison noch für Heidelberg in der zweiten Liga gespielt. Insgesamt gewannen die Eisbären das Reboundduell mit 43:38, und vor allem schnappten sie sich 19 Abpraller am offensiven Brett. Leibenath urteilte: „Das ist nicht akzeptabel.“ Es ist auch mit Blick auf Spiele gegen Mannschaften wie die Bayern oder Bamberg ein wenig beängstigend. Dann heißen die gegnerischen Center nicht Lane, Freese oder Austin, sondern John Bryant und Daniel Theis.
Dagegengehalten hat in Bremerhaven neben Per Günther in erster Linie Augustine Rubit mit seinen 16 Punkten und seinen tollen 15 Rebounds. Raymar Morgan hatte Foulprobleme, die er mit einem etwas smarteren Spiel nicht in diesem Ausmaß hätte haben müssen, bei Philipp Neumann stand auf dem Statistikbogen in der Rubrik Rebounds eine fette Null, und die ist beim längsten Spieler der Mannschaft natürlich nicht akzeptabel. Taylor Braun war wegen Rückenbeschwerden gar nicht erst mitgeflogen nach Bremerhaven, David Brembly ist derzeit überhaupt kein Faktor und er scheint auch nicht unbedingt das Vertrauen seines Trainers zu genießen.
Auf die anhaltenden Personalprobleme wegen der Verletzungen von Carlon Brown und Taylor Braun haben die Ulmer schnell reagiert. Der Verein gab die Verpflichtung von Jose Salvador Arco bekannt. Der 1,96 Meter große und fast 31 Jahre alte spanische Shooting-Guard hat zuletzt in der Türkei für Fenerbahce Istanbul gespielt und ist bereits in Ulm eingetroffen. Er erhält einen befristeten Vertrag und soll der Mannschaft vor allem im Training helfen.
Mit einem Einsatz von Arco im Heimspiel gegen Hagen am Samstag (18.30 Uhr) ist demnach also nicht zu rechnen. Vielleicht muss es bei den Ulmern dann wieder der Kapitän mit Hagener Wurzeln richten. Seit dem Mittwoch diskutiert die Fachwelt augenzwinkernd darüber, mit welchem Fußballer Per Günther am ehesten zu vergleichen ist. Sein Kumpel Philipp Zwiener aus Bremerhaven denkt da sogar an den argentinischen Superstar Lionel Messi, Günther selbst ist viel bescheidener und sieht sich höchstens als „Marko Marin des Basketballs“. Was Messi, Marin und Günther auszeichnet: klein, schnell und nie ganz auszuschalten.
Die Diskussion ist geschlossen.