Als Kreditgeber willkommen, als Bürger abgelehnt?
Monika Müller sprach im Foyer des Stadttheaters über das jüdische Leben in Pfalz-Neuburg.
Ottheinrich und die Juden – eine Beziehung, die in der Neuburger Geschichtsschreibung bisher nicht vorkommt. Dabei gibt es schon zur Gründung der Jungen Pfalz jüdische Bürger in dem zersplitterten Gebiet von Gundelfingen bis Hilpoltstein. Die Angehörigen der religiösen Minderheit, die man heute als „Landjuden“ bezeichnet, waren oft als Händler und Hausierer unterwegs, an Orten wie Monheim hatten sie sich als wohlhabende Bürger etabliert – bis man sie aus der Stadt verwies. Dr. Monika Müller hat viele Zeugnisse darüber gefunden, wie man mit den Juden im Laufe der 300 Jahre umging, in denen Pfalz-Neuburg Fürstentum war. Im Foyer des Stadttheaters hat sie am Montagabend ihr Buch vorgestellt: „Judenschutz vor Ort – Jüdische Gemeinden im Fürstentum Pfalz-Neuburg“ lautet der Titel.
Die schwäbische Forschungsgemeinschaft als Herausgeber und das Neuburger Stadtarchiv luden zur Präsentation ein. Professor Kiessling von der Universität Augsburg, der die Arbeit wissenschaftlich betreute, freute sich in seiner Rede darüber, dass mit der Arbeit von Müller wieder ein „Baustein fertig“ sei, denn bis jetzt sei das Thema eher als „unbedeutend und randständig“ betrachtet worden. Augsburger Studenten, die jüdisches Leben in Burgau, Öttingen und Pappenheim untersuchten, fanden zahlreiche Dokumente, die von „Feindseligkeit bis Akzeptanz“ gegenüber der jüdischen Minderheit zeugten. Monika Müller fand schon zur Gründungszeit von Pfalz-Neuburg Beweise dafür, dass Juden zwar als Kreditgeber hochwillkommen waren, als Bürger jedoch oft abgelehnt wurden. Bald nachdem die Landstände in Neuburg das Ruder übernahmen, wurde der Judenschutz zwar verlängert, die Geschäfte durften ausgeübt werden und dafür musste hohes Schutzgeld bezahlt werden. Als Ottheinrich 1552 nach Neuburg zurückkehrte, beendete er den Schutz. „Bis in die 1620er Jahre gab es in Pfalz-Neuburg kein Niederlassungsrecht mehr für Juden.“ Es könnte „ein symbolischer Akt zwischen Ottheinrich und den Landständen gewesen sein“, vermutet Monika Müller. Erst Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm holt 72 Jahre später den Münzer Abraham von Kronach nach Gundelfingen, nachdem sich das Geld als Folge des 30-jährigen Krieges entwertet hatte. Der wechselhafte Umgang mit der jüdischen Bevölkerung in Lauingen zeigt sich in vielen Dokumenten. Während Philipp Wilhelm den Judenschutz nicht verlängerte, nahm sein Sohn Johann Wilhelm die Juden wieder auf. In Monheim waren bis 1730 etwa 150 Juden ansässig, im Ortskern zeugt noch heute das prächtige Rathaus davon. Als die Bewohner den „christlich-bürgerlichen Kern der Stadt als gefährdet betrachteten“ so Müller, ergriffen sie Gegenmaßnahmen. Zahlreiche Konflikte und Übergriffe, Hetzpredigten und Beleidigungen führten im Juli 1741 zur Vertreibung der Juden aus der Stadt. „Die Geschichte der Juden ist allzu oft eine Konfliktgeschichte“, sagte Müller, denn was in den Ratsprotokollen festgehalten wurde, betraf eben oft Konflikte zwischen Bürgern. „Normalität gab es auch“ – vieles zeugt noch heute von einem friedlichen Zusammenleben. Das jüdische Leben sei jedenfalls ein wesentlicher Bestandteil der Geschichte der schwäbisch-bayrisch-fränkischen Grenzregion. Mit dem Buch von Monika Müller erfährt sie eine wertvolle Bereicherung.
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