Bunte Farbwelt löst kahle Tristesse ab
Was Künstler Franz Appel in sein neues Projekt im Schlosskindergarten Rennertshofen steckt
Der Brandschutz im Rennertshofener Schlosskindergarten erforderte es, dass alle „Brandlasten“, wie es im Amtsdeutsch heißt, sprich Möbel, Garderoben, Bekleidung und sogar Bilder aus dem Treppenhaus entfernt werden mussten, um den Fluchtweg für den Ernstfall freizuhalten. Zurück blieben kahle, unpersönliche Wände. „Das muss anders werden“, dachten sich nicht nur viele Eltern, sondern auch die Kindergartenleiterin Manuela Meier. Sie überlegte sich, wie man die Wände verschönern könnte, hatte bald ihre ersten Pläne und nahm Kontakt mit dem Neuburger Maler Franz Appel auf. Der nahm die Idee begeistert auf, zückte seinen Bleistift, brachte seine Einfälle zu Papier und stellte sein Konzept in einer Kinderkonferenz vor. Da passte es auch hervorragend, dass sich die Kleinen derzeit in einem Projekt mit großen Malern wie Miró, van Gogh, Franz Marc oder Keith Haring und ihren typischen Werken beschäftigen, um so Zugang zur Kunst zu finden und sich auch selbst zu versuchen, indem sie bekannte Werke der Malerei nachempfinden und nachmalen. Appel nahm gerne noch die eine und andere Anregung auf – viele Kinder bestanden zum Beispiel unbedingt auf ein Einhorn – und ließ seinen Entwurf von Eltern, Kindergartenleitung und Kindern „absegnen“. Das Konzept des Neuburger Künstlers ist einfach und überzeugend: Er greift die Erlebniswelt der Kinder auf, schafft Heimatbezug und unternimmt auch malerische Ausflüge in die Fantasiewelt. Auch schließt er die Mädchen und Buben in die Gestaltung des Treppenhauses mit ein. Wer will, darf ihm beim Ausmalen helfen und jedes Kind kann sich in den neben der Eingangstür aufgemalten Bilderrahmen mit einem kleinen Motiv oder farbigem Fingerabdruck verewigen. Auch beim Malen von Blumen oder Blütendolden lässt Appel die Kinder mitwirken. Und die künftigen Schulkinder können ihren Namen wie in einem Graffiti hinterlassen. Rennertshofen und seine Geschichte sind mehrmals präsent: Wer durch die Eingangstür tritt, stößt auf das Schwedentor, an dem gerade die Ziege, das Hedderle, die Rübe aus dem Torverschluss holt. In dem als Wald gestalteten Treppenhaus stößt man auf Hase, Hirsch und Wildschwein und trifft sogar auf das Wappentier der Marktgemeinde, den Fuchs. Der Rathausturm ist ein bisschen schiefer als in Wirklichkeit, dafür schauen die Rathauslöwen ein bisschen freundlicher. Es wäre kein Werk von Franz Appel, wenn er nicht irgendwo augenzwinkernd einen kleinen Seitenhieb anbringen würde: Den Brandschutz, der ihm zu dem Auftrag verholfen hatte, thematisiert er mit einer großen Gießkanne. Die Fantasiewelt kommt auch nicht zu kurz: Hinter der Infotafel gucken die „wilden Kerle“ heraus, die Appel nach dem Vorbild des bekannten Bilderbuchs von Maurice Sendak gestaltet. Ein Zwerg im Wald schaut demonstrativ und ein bisserl grantig auf seine Armbanduhr und erinnert die Eltern, sich bei der morgendlichen Aufnahmezeit um Pünktlichkeit zu bemühen. Vom Wald geht es ins Land der Fantasie: Da hockt eine Mischung aus Nagetier und Eule geduckt in der Ecke, ein Einhorn und ein Schnappvieh, eine Figur aus dem Südtiroler Fasching beherrschen die fantastische Szenerie im ersten Stock, zu der sich eine ganze Zirkustruppe vom „Zirkus Ranzhof“ mit Jongleur, Dompteur und Musikern gesellt. Wegweiser nehmen die Namen der sechs Gruppen – Sonne, Mond, Wolken, Sterne, Sternschnuppen und Regenbogen – auf und scheinen allgegenwärtig.
Es dauert zwar noch ein paar Tage, bis der Künstler und seine kleinen Helfer fertig sind, doch ist Kindergartenleiterin Manuela Meier schon jetzt recht zufrieden. „Mir ist wichtig, dass die Kinder mitmachen können, aber das Ergebnis trotzdem nicht kindlich ist“, sagt sie und erinnert an den 19. Mai, an dem das Werk in einer Vernissage mit einem großen Kinderfest eingeweiht wird und die kleinen Künstler auch ihre, den großen Meistern nachempfundenen Werke präsentieren.
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