Theater Ingolstadt: Aus dem Tollhaus
Gastregisseur Ostrowski missbraucht im Ingolstädter Studio einen Einakter von Georges Feydeau.
Wer eindrucksvoll demonstriert haben möchte, wie Theater zum puren Selbstzweck ohne jede Sinnhaftigkeit verkommen kann, dies aber schauspielerisch durchaus mit hohem Aufwand, dem ist die jüngste Produktion im Studio des Stadttheaters Ingolstadt zu empfehlen. „Lauf doch nicht immer nackt herum“ ist der Titel dieses Undings, in der Unterzeile als „Farce nach Georges Feydeau“ benannt. Ein Etikettenschwindel, denn von der subversiven Komik des grandiosen Komödienschreibers (1862-1921) sind in der grauenvollen „Nachdichtung“ kaum noch Spuren zu erahnen.
Der ursprüngliche Einakter handelt von der frühzeitig emanzipierten Gattin eines französischen Politikers, die sich nicht geniert, daheim vor dem Personal oder auch Gästen im kurzen Hemdchen herumzuspazieren, und damit allerlei Durcheinander anrichtet. Der Gastregisseur Miguel Abrantes Ostrowski, geboren 1972 in Düsseldorf, durchaus renommiert in der Szene, nimmt das Motiv auf, hat aber an nichts anderem Interesse als an hirnlosem Remmidemmi. Plärren, brüllen, rumturnen, zappeln, verrenken, purzeln, aufeinander reiten, in den Schritt fassen. Dazu dämliche Wortspielerei und simple Zitatenhuberei am laufenden Band samt Rumhantieren mit großformatigen Kunstrepros, darunter Gustav Courbets berühmtes Bild „Ursprung der Welt“ mit der behaarten Vulva einer liegenden Frau. So sieht das ganze Programm des Herrn Ostrowski über unendliche 75 Minuten aus. Ein Stück aus dem Tollhaus. Und welch ein dreister Missbrauch des guten Namens von Feydeau!
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