Trau, schau, wem!
Leichte Kost zum Auftakt der neuen Spielzeit. Im Debüt der bekannten Journalistin Ildiko von Kürthy haben Lügen kurze Beine. Woran es dem Stück fehlt
Diese Freundinnen wünscht frau nicht mal ihrer schlimmsten Feindin: Die zwei verheirateten Mittdreißigerinnen Julia und Birgit teilen sich – ohne es zu wissen – ihre jeweiligen Männer, Birgit ist sogar schwanger von Oliver, Julias Mann; Julia betrügt ihren untreuen Gatten und ihre langjährige Freundin im Gegenzug mit Birgits Ehemann Hanno. Die Dritte im Bunde, die ledige Nathalie, begnügt sich zwar mit einem einzigen, aber der ist natürlich auch verheiratet. Man ahnt es vielleicht schon: Es handelt sich leider um den Casanova Oliver.
Das Fatale an der Sache: Die drei Konkurrentinnen halten sich für Busenfreundinnen, die in allen Lebens- und Liebeslagen ein offenes Ohr für die Nöte der anderen haben, doch verschweigen sie natürlich ihre amourösen Eskapaden mit Oliver und Hanno und schwindeln, was das Zeug hält. Wie groß die Wahrscheinlichkeit dieser konstruierten Konstellation ist, sei einmal dahingestellt, schließlich handelt es sich bei Ildiko von Kürthys „Liebeslügen oder Treue ist auch keine Lösung“ um eine Komödie und da ist (fast) alles erlaubt. Aufgedröselt werden die ganzen Verstrickungen erst allmählich, ein wenig Spannung entsteht zuweilen dadurch, dass der Theaterbesucher gelegentlich einen Wissensvorsprung hat und die eine oder andere Überraschung erlebt. Ansonsten wird eineinhalb Stunden lang über die Liebe und die Treue, über Sex und die Schwächen des starken Geschlechts räsoniert und philosophiert – zum großen Vergnügen des Publikums im Neuburger Stadttheater, denn es gibt jede Menge zu lachen. Auch wenn einiges klischeehaft ist und männerfeindlich, manchmal gar vulgär, sind etliche Dialoge pointiert zugespitzt und die Gags zünden. Wie gnadenlos geheuchelt und gelogen wurde, erschließt sich so richtig erst zum Schluss, als klar wird, dass Frauen keinesfalls die besseren Menschen sind. Schauspielerisch überzeugt Sandrine Guiraud als Julia in dem mit viel Spielfreude agierenden Trio am meisten, wohingegen Jasmin Wagner (in den 90er-Jahren bekannt als Teeniestar Blümchen) in der Rolle der Birgit zuweilen etwas hölzern wirkt und Anke Fiedler als Vamp Nathalie manchmal zu sehr aufdreht, wenn sie mit ihrer Haarbürste herumfuchtelt oder die Biegsamkeit ihrer unteren Extremitäten unter Beweis stellt. Action gibt es ansonsten eher wenig, dafür jede Menge Text. „Wenn Frauen zu viel reden“ betitelte das Hamburger Abendblatt die Kritik der Premiere Anfang März 2016 im Ernst Deutsch-Theater. Es geschieht praktisch nichts, das aber äußerst wortreich, doch vor allem die weiblichen Theaterbesucher hatten in Neuburg helle Freude an den Sprüchen, die Ildiko von Kürthy ihren Protagonistinnen in den Mund legt.
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