Unterstall, meine Heimat
Ludwig Hartmann hat eine Chronik über seinen Heimatort geschrieben. Dort erzählt er über die Entstehung des Dorfes, die Menschen und die Umstände, die sie prägten.
Pfarrer Andreas Brentano Moretto gehörte nicht gerade zu jenen Kirchenvertretern, die selbstlos dem Nächsten Gutes tun wollten. Er war eher Geschäftsmann denn Geistlicher, was in erster Linie daran lag, dass seine Familie eine uralte lombardische Kaufmannsfamilie war. So ließ er sich auch hemmungslos seine priesterlichen Dienste von den Unterstallern bezahlen – getreu dem Motto „tu nichts umsonst, weil es sonst zur Gewohnheit wird“. Für den Geschäftssinn ihres Pfarrers hatten die Unterstaller in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts allerdings kein Verständnis, was sie ihm auch offen zu spüren gaben. Den fichte das allerdings wenig an, denn umgekehrt hielt Pfarrer Brentano von seinen Schäfchen genauso wenig. Sein Missmut galt darüber hinaus auch seinen geistlichen Mitbrüdern, was insbesondere in seinem Testament deutlich wird. Auf sage und schreibe 37 handgeschriebenen Seiten legte der Priester ganz genau fest, was im Falle seines Todes zu tun und was unbedingt zu unterlassen sei. So verwehrte er den Pfarrern, die einst an seiner Beerdigung teilnehmen sollten, rigoros den Leichenschmaus mit folgenden Worten: „Weil aber, wie aus Erfahrung bekannt, nach den Aussegnungen den anwesenden Geistlichen in den Pfarrhöfen eine Erfrischung oder ein Mittagessen gereicht wird, manche dabei aber nicht damit zufrieden sind, sondern dabei prassen wollen, als müsste alles, was ein Pfarrer vorher sich mühsam erspart hat, nun durch die Gurgel gejagt werden, und weil dabei nach der Trinkerei sie mit allen möglichen Reden aneinandergeraten und sie sich gegenseitig ihr Tun und Lassen vorwerfen und sie in gegenseitigem Ärger zu Erzfeinden werden, so ist es mein Wille, dass den anwesenden Geistlichen nicht das Geringste an Speise und Trank gegeben werde.“
Es sind Geschichten wie diese, die Ludwig Hartmann aus Unterstall in seinem Buch „Unterstall – Geschichte und Geschichten“ zusammengetragen hat. Die Intention des 87-Jährigen hat in erster Linie persönliche Gründe: Er selbst ist ein waschechter Unterstaller aus dem „Zacharias-Hof“, wie der Hausname seiner Familie lautete, der sich von jeher für seine Familien- und Heimatgeschichte interessierte. Seine Dorfchronik ist deshalb nicht seine erste heimatkundliche Arbeit.
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