Verwirrt in den Lüften
Die Tierhilfe Jonathan muss sich immer öfter um verletzte und verirrte Brief- und Hochzeitstauben kümmern. Dafür gibt es Gründe. Warum auch Handys dazu zählen
Die Freiheit wird „Chub“ wohl nie kennenlernen. Chub ist ein Prachtmädchen von Taube, blütenweiß und stämmig. So sah sie aus, als sie im vergangenen Jahr bei einer Hochzeit in den Himmel geschickt wurde – und nie mehr bei ihrem Besitzer ankam. Stattdessen landete das Weibchen bei Martina Oblinger, die für die Tierhilfe Jonathan in Mändlfeld in der Gemeinde Karlskron eine Pflegestation für Wildtiere betreibt. Fast verhungert war es im Dezember, ganz dürr und kraftlos, als es ein Tierarzt gebracht hat. Es konnte nicht mal selbst sein Futter aufpicken. Ein Wunder, dass es überhaupt überlebt hatte. Die blütenweißen und weithin sichtbaren Tauben werden schnell Opfer anderer Raubtiere. Vier Monate lang hat Martina Oblinger „Chub“ aufgeweichte Futterpellets in den Schnabel gespritzt. Dreimal am Tag. Jetzt ist sie wieder gesund und stämmig, und sucht ein neues Zuhause.
Warum die Taube den Weg zurück zu ihrem Besitzer nicht mehr gefunden hat, darüber lässt sich nur spekulieren. Auffällig aber ist, dass seit ein paar Jahren vermehrt Brief- oder Hochzeitstauben verletzt oder entkräftet zur Tierhilfe Jonathan kommen. Vermutungen, woran das liegen könnte, gibt es viele. Günter Neuner, der sich selbst um verletzte Tiere kümmert, spricht unter anderem von atmosphärischen Störungen. Dazu zählen zum Beispiel Gewitter. Die elektromagnetischen Kräfte, die dabei wirken, können den sensiblen Orientierungsmechanismus der Tauben durcheinander bringen. Diese besitzen eine Art „magnetische Kompassnadel“ in ihrer Nasenwurzel. Die zeigt ihnen immer an, in welche Richtung es heimwärts geht. Außer eben, sie wird durcheinandergewirbelt. Durch Blitze, durch Stürme, durch Windräder, durch Strahlungen von Funkmasten und Handys. Davon gehen die Tierschützer von Jonathan aus. Ist die Reise der Tiere erst einmal unterbrochen, beginnt für sie ein Kampf ums Überleben. Brieftauben haben nie gelernt, in Freiheit Futter zu suchen. Sie wissen nicht, wie sie sich vor Feinden verstecken, im Gebüsch tarnen können. Für die weißen Hochzeitstauben ist das gar unmöglich. Dann sind sie auf die Hilfe von Menschen angewiesen.
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