Vom Glauben und Wissen
Künstler aus der Region zeigen bei „Glaube“ einen Luther mit Tablet und ein Schlachtfeld mit Kirche
„Glaube“ nennt der Berufsverband Bildender Künstler Oberbayern Nord und Ingolstadt, kurz BBK, die aktuelle Ausstellung in der Städtischen Galerie im Rathausfletz. Sie ist als Begleiter von „FürstenMacht & wahrer Glaube“ gedacht, um „einen Blick auf Fragen des Glaubens der Gegenwart und Zukunft zu richten“. 19 Künstler haben sich mit dieser Thematik beschäftigt und einen Blick riskiert - auch in die Vergangenheit, wie der fünfteilige Hexen-Zyklus „Aberglaube“ von Sieglinde Bottesch eindrucksvoll beweist. An die Reformationsausstellung knüpft auch Alexandra Fromm an, die Luther beim Studium der Bibel zeigt, doch auf dem danebenliegenden Tablet werden – ganz diesseits – aktuelle Wirtschaftsdaten angezeigt. Hanni Goldhardt lässt eine Menschengruppe einem Geldsack hinterherrennen – die Modellbaufiguren kreisen unaufhörlich auf der Scheibe eines Plattenspielers wie Pilger um die Gnadenkapelle. „Glaube soll ja Berge versetzen – wenigstens metaphorisch“ begann Professor Dr. Gerhard Vollmer seine einführenden Worte, doch führten die immer wiederkehrenden „Gretchenfragen“ zu mehr Zweifeln als Antworten. Mit dem Hinweis auf die Arbeit von Fredrik Lindqvist „Jesus hat Euch alle lieb“ bescheinigt Vollmer den Künstlern einen ironischen oder sogar zynischen Blick auf Glaubensfragen. Friedlich steht der Wolf neben der Schafherde, während der Schäfer einen Freund an der Hand hält. „Es ist dem Betrachter erlaubt zu spekulieren“ so der Professor, der weit in der Vergangenheit ausholte. Platon hätte eher nach oben geschaut, Aristoteles eher auf das Irdische und Kant habe Gottesbeweise rundweg abgelehnt. Ob es Gott gebe oder nicht – so der Religionsphilosoph Pascal, es sei jedenfalls „kein Schaden an etwas zu glauben“. Seit Darwins Evolutionstheorie stürzen Glaubensgerüste ein wie Kartenhäuser, doch Religion ist bis heute ein Vorwand für Unterdrückung und Konflikte. Beate Diao hat in einer 15-teiligen Serie leidende Menschen portraitiert und in einem Begleitheft dokumentiert, warum diese Menschen leiden: „Glaube wert und Werte“ heißt der Titel des Werks. Simone Strassers „Schlachtfeld mit Kirche“ leuchtet dagegen ganz sonnig, nichts mehr erinnert an das blutrünstige Treiben. „Das Fleisch und das Wort“ – zwei Holzdrucke von Rudolf Ackermann – lässt viel Interpretationsspielraum, nur ein kleiner farbiger Streifen ist zu sehen und viel umgebende Dunkelheit. Richard Grubers Herz-Jesu-Wärmflaschen und Viktor Schecks Honigglas symbolisieren, was alle im Glauben suchen: wohlige Wärme und kräftige Süße. Die dramatisch beleuchteten Männerakte des Ingolstädter Fotografen Reinhard Dorn erinnern an große Barockkunst: „Grablegung“ und „Freilegung“. Es steckt viel Hintersinn, Rätselhaftes und Kritik in dieser Ausstellung, auch Witz und jede Menge Kunstfertigkeit. Es lohnt ein genauer Blick in die reiche Fundgrube.
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