Wenn die Gier den Verstand vernebelt
Die Laienspielgruppe der Freiwilligen Feuerwehr bietet mit den Stücken „Beim Muschelwirt“ und „Da Roagaspitz“ einen heiteren Abend. In Letzterem geht es ums Erben – und die scheinheilige Verwandtschaft, die plötzlich Interesse an einem alten Hut hat
Einen heiteren Theaterabend präsentierte die Laienspielgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Stepperg ihrem jungen und junggebliebenem Publikum. Der Pfarrstadel war bei den vier Aufführungen am Wochenende voll besetzt. Unter der Regie von Karina Rehm und Manfred Tanzer gab es heuer gleich zwei sehenswerte Stücke: „Beim Muschlerwirt“ hieß eine lockere Folge von gespielten Witzen und Szenen aus dem Landleben, die von den zwölf Nachwuchsakteuren mit Pep und selbstbewusstem Auftreten dargeboten wurden. Hier reifen einige hochmotivierte und hoffnungsvolle Nachwuchstalente heran – die Stepperger Bühne muss sich also keine Zukunftssorgen machen.
Nach dieser perfekten Einstimmung gaben die neun Akteure mit Peter Landstorfers Komödie „Da Roagaspitz“ einen tiefen Blick in die Abgründe menschlicher Seelen. Scheinheilig betrauern die drei Vettern, der hinterhältige Korbinian (Bernhard Wittmann), der Möchtegern-Großbauer Mattheis (Hans Muschler) und der Pantoffelheld Dionys (Bernhard Sauer) sowie dessen beißzangenartige Ehefrau Walburga (Monika Heinzlmeir) den Tod ihres Onkel, des reichen Mühllechners. Für den Verstorbenen hatten sie lebtags nicht viel übrig, nicht mal für einen Besuch hatte es in den letzten Jahren gereicht. Allein der arme Knecht Florian Sachler (Markus Sauer) hatte sich um den alten Großbauern gekümmert, wird jetzt aber wie ein besserer Laufbursche von den Vieren behandelt. Doch es kommt noch schlimmer: Bei der Testamentseröffnung durch den Notar (Dieter Heckl), die geschickt und eindrucksvoll als Schattentheater inszeniert wurde, geht der Florian fast leer aus: Nur den alten Roagaspitz des Verstorbenen – einen Hut mit einer Reiherfeder – bekommt er, dazu noch den Spott der vier anderen, von denen sich Korbinian über den Wald, Mattheis über die Felder und Dionys und Walburga über die Mühle freuen können. So rasch wie der Schattenspielvorhang fällt, so schnell offenbaren sich die schlechten Absichten und der miese Charakter der drei Erben, als sie unter der Krempe des alten Huts, der keinem von den drei Vettern so richtig passen will, einen Brief des Verstorbenen an Florian herausziehen. „Glück, Ansehen und Reichtum ein ganzes Leben lang“ verspricht der Erblasser dem Besitzer des Roagaspitz und somit seinem armen Knecht. Mattheis Rucherer – nomen est omen! – kann es gar nicht fassen: „Reichtum ist zweimal unterstrichen“, liest er und wie bei ihm, so schürt diese Botschaft auch bei den anderen den Neid und die Gier nach dem Hut. Während Florians Frau Traudl (Natascha Gieß) mit dem ungerechten Testament noch hadert und der etwas einfältige Freund und Nachbar Florians, der Haserer, Brotzeit und Bier gleich selber zum Besuch bei Florian mitbringt, weil es bei dem hinten und vorn nicht reicht, eröffnen die drei Vettern und Walburga die Jagd nach dem Roagaspitz. Doch sie blitzen bei Traudl ab. Dem Korbinian stopft sie eine heiße Kartoffel in den gierigen Schlund, der Walburga schlägt sie mit einem toten Hasen ins Gesicht. Auch die anderen zwei Vettern haben kein Glück: Dionys bricht sich fast die Knochen, als er beim Einbruch ins Haus durchs Fenster fliegt und Mattheis kriegt beim Fensterln den Inhalt der Waschschüssel ins Gesicht. So muss es jeder schließlich persönlich bei Florian probieren. Doch der bleibt hart: „Erbteil gegen Erbteil“ heißt seine Forderung und er befördert den Haserer zum „Roagaspitzverwalter“. Der passt auf das kostbare Erbstückgut auf. Als Mattheis sich zu viel Mut beim Wirt Maximilian (Fabian Schnabel) angetrunken hatte und den Roagaspitz klauen will, tappt er in eine Mausefalle, die der Haserer für ihn in einem Hasenkäfig aufgestellt hatte, in der zuvor der Hut war. Es kommt, wie es kommen muss. Weil sie sich mehr durch ihre maßlose Gier und weniger durch ihren Verstand leiten lassen, zwingt der schlaue Florian seinen Willen den drei Vettern fast bis zur Selbsterniedrigung auf und schnappt sich ein Erbteil nach dem anderen. Nicht nur er, sondern auch die Zuschauer amüsieren sich köstlich. „Ich hab’ tauscht“, streiten sich die Geprellten am Ende und es fällt ihnen wie Schuppen von den Augen, dass sie alle Drei dem Florian auf den Leim gegangen sind. So erfüllt sich die Botschaft in dem Brief und jeder muss erkennen, mit welch großer Menschenkenntnis der Mühllechner sein Testament verfasst hatte.
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