Wiederhören mit Marini
„Cantus sacralis“ singt Werke des Hofkapellmeisters
Fast 30 Jahre lang war er in Neuburg Hofkapellmeister unter Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm, dann aber geriet der damals berühmte Komponist in Vergessenheit. Das Vokalensemble „Cantus sacralis“ aus Allersberg brachte Biagio Marini mit anspruchsvoller Chorliteratur nach Neuburg zurück.
Aus Marinis „Lacrime Di Davide“ von 1655 sang das Vokalensemble unter der Leitung von Timm Wisura zunächst „O dulcissime Jesu“, das von steten Wechseln zwischen getragenen und lebhaften Passagen, in der Dynamik und in leicht-schweren Betonungen seinen Charme erhielt. Zu den folgenden Stücken von Marini gesellten sich zwei Violinen, ein Violone, ein Cello, ein Dulzian und die Orgel, so dass barocke Klangfarben die Schlosskapelle erfüllten. Das „Miserere“ begann flehentlich mit Soli von Sopran und Bass, schon bald wechselten Solo- und Chorteile sich ab. Dabei übernahm jeder des 16-köpfigen Ensembles eine oder mehrere Solopassagen. Abwechslungsreich gestaltet hatte Marini seine „Litanie de Santi“, die mit freudiger Bitte um Erbarmen begann, wobei die Soli als Vorbeter den einzelnen Heiligen, der Chor als Volk das „ora pro nobis“ intonierte. Einen bestimmten Charakter verliehen sowohl Musik als auch der Chor durch seinen Ausdruck den angerufenen Gruppen, beispielsweise Heiligkeit bei Mönchen und Priestern oder Zartheit bei den Jungfrauen. Eine unerwartete Pause bei der Bitte um Bewahrung vor dem „plötzlichen Tod“, flehender Ton bei der Selbstbezeichnung „Sünder“ und die Betonung des „Friedens“, der durch alle Stimmen wanderte, ließen den Text durch die Musik lebendig werden.
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