Alles Roger
Der Brasilianer des FC Ingolstadt spielt auf ungewohnter Position überragend und schießt das goldene Tor gegen RB Leipzig. Seine Rolle vergleicht er mit einem ganz Großen.
Roger ist mit den Helden der deutschen Fußballgeschichte vertraut. Den Beweis lieferte er nach dem 1:0-Sieg des FC Ingolstadt gegen RB Leipzig. Auf seine Rolle in der Dreierkette als verkappter Libero angesprochen, sagte der Brasilianer mit einem breiten Grinsen im Gesicht: „Beckenbauer, Beckenbauer.“ Die Lacher der Journalisten hatte der sympathische Brasilianer damit auf seiner Seite.
Deutlich weniger zu lachen hatten in der Partie zuvor seine Leipziger Gegenspieler. Roger zeigte eine überragende Vorstellung im Abwehrzentrum, erzielte zudem das Siegtor. Als es in der zwölften Minute Freistoß für den FC Ingolstadt gab, unternahm der 31-Jährige einen seiner seltenen Vorstöße in den gegnerischen Sechzehner. Anthony Jung brachte den Ball herein, Roger schraubte sich in die Höhe und traf mit dem Kopf. „Ich habe spekuliert, das Timing hat gestimmt.“
Der Treffer war Rogers zweites Tor in der Bundesliga. In der vergangenen Saison hatte er im Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim (1:1) einen Freistoß zur Ingolstädter Führung verwandelt.
Damals hieß der Ingolstädter Trainer noch Ralph Hasenhüttl, der diesmal auf der gegnerischen Bank saß. Extra motiviert habe ihn das nicht, sagte Roger. „Die drei Jahre mit ihm waren die besten meiner Karriere.“ Dafür müsse man dankbar sein, auch wenn der Österreicher nun in Leipzig den nächsten Schritt in seiner Karriere macht.
Geschenke an Hasenhüttl verteilen wollten Roger und seine Teamkollegen indes nicht. „Wir haben in der Kabine gesagt, dass wir Geschichte schreiben und als Erster Leipzig schlagen können“, sagte Roger. Das gelang. Die Leipziger Niederlage bedeute die erste in deren Bundesligageschichte. Auch der Sieg eines Letzten gegen einen Ersten kommt nicht jede Spielzeit vor.
Um letztlich als Gewinner den Platz zu verlassen, spielte nicht nur Rogers Tor eine Rolle. Der Brasilianer verteidigte innen in einer Dreierabwehrkette, die bei gegnerischem Ballbesitz zur Fünferkette mutierte. Das System wurde die ganze Woche einstudiert, war perfekt auf RB zugeschnitten. „Leipzig spielt viel durch die Mitte über Naby Keita“, erklärte Roger. Es habe gut funktioniert, das Zentrum zuzumachen. Gewöhnlich kommt Roger im defensiven Mittelfeld zum Zug, hat sich dort zur unentbehrlichen Kraft entwickelt. Mit seiner Robustheit und Zweikampfhärte erschien er Trainer Maik Walpurgis auch für die Rolle in der Dreierkette wie gemalt. Er kenne das System aus Brasilien, gab Roger an. Probleme habe es ihm daher nicht bereitet.
Schwierigkeiten mit der gewohnten Offensivstärke der Leipziger hatten die Schanzer erst in der zweiten Halbzeit. Martin Hansen parierte gegen Marcel Sabitzer (52.), verletzte sich allerdings in dieser Szene und wurde durch Örjan Nyland abgelöst. Auch der Norweger ließ sich nicht überwinden und wehrte einen Schuss von Emil Forsberg (63.) ab. Nachdem der Schwede auch die größte Leipziger Chance (88.) vergeben hatte, Mathew Leckie vom Platz geflogen (90., +4.) und die Partie nach sieben Minuten Nachspielzeit abgepfiffen war, lagen sich die FCI-Spieler in den Armen.
„Der Sieg ist verdient für uns“, sagte Roger, noch immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Ich bin so froh.“
FC Ingolstadt Hansen (58. Nyland) – Hadergjonaj, Matip, Tisserand, A. Jung – Roger – Cohen, Morales – Leckie, Groß (86. Hinterseer) – Lezcano (64. Mo. Hartmann) RB Leipzig Gulacsi – Schmitz, Ilsanker, Orban, Halstenberg – Demme, Keïta – Sabitzer, Forsberg – Y. Poulsen (55. Burke), Ti. Werner (70. Selke)
Schiedsrichter Markus Schmidt (Stuttgart) – Zuschauer 15200 (ausverkauft) – Tor 1:0 Roger (12.) – Gelb-Rote Karte Leckie (90.+4/wiederholtes Foulspiel)
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