„Der Kopf spielt eine bedeutende Rolle“
Drei Spieltage stehen in der Bundesliga noch an. Trotz vier Punkten Rückstand hat sich der FC Ingolstadt noch nicht aufgegeben. Marvin Matip erzählt im Interview, worauf es nun ankommt und warum er weiterhin an den Klassenerhalt glaubt.
Marvin Matip, Sie sind inzwischen seit knapp sieben Jahren im Verein. Erleben Sie gerade die schwierigste Situation beim FC Ingolstadt?
Matip: Nicht unbedingt. Wir haben sehr intensive Jahre hinter uns. In den Jahren in der 2. Liga war die Lage im Abstiegskampf teilweise ähnlich prekär. Hin und wieder mussten wir in der Rückrunde große Aufholjagden starten. Oder wir haben nach guten Hinserien am Ende der Spielzeit kaum mehr gepunktet. Daher befinden wir uns derzeit in einer sehr intensiven Phase, aber nicht in der schwierigsten.
Hilft nun die Erfahrung aus den vergangenen Jahren?
Matip: Es schadet sicherlich nicht, solche Situationen schon einmal erlebt zu haben. Wichtig ist auch, dass Umfeld und Verein die Lage kennen, die richtigen Schlüsse ziehen und keine Kurzschlussreaktionen zeigen. Die Verantwortlichen können damit umgehen, was ein Vorteil sein kann.
Spielt im Abstiegskampf allgemein die Psyche oder das Talent die größere Rolle?
Matip: Im Großen und Ganzen ist natürlich das Talent von Bedeutung. Dennoch spielt im Kampf um den Ligaerhalt der Kopf eine bedeutende Rolle. Er kann die Beine müde machen oder eben Energien freisetzen, wie es bei uns der Fall ist.
Sie haben in jungen Jahren bereits mit dem 1. FC Köln gegen den Abstieg gespielt und haben in der Saison 2005/06 den Klassenerhalt nicht geschafft. Ist es ein Unterschied, ob man als erfahrener oder junger Spieler in dieser Situation steckt?
Matip: Abstiegskampf ist generell ein Erlebnis, das man als Sportler nicht braucht. Mit ein paar Jahren Fußballerfahrung weiß man aber schon besser damit umzugehen. Da man mit jeder Erfahrung reift, ist es als erfahrener Spieler etwas leichter.
Sind sie als Kapitän nun besonders gefragt?
Matip: Es gilt, nicht zu verkrampfen und bestmöglich seinen Job zu machen. Gute Trainingsqualität ist wichtig, da sind erfahrene Spieler und die Trainer gefordert. Man muss selbst vorneweg gehen und auf Kleinigkeiten und Details noch mehr eingehen.
Der FCI wirkte mehrfach beinahe K.O. Woher nimmt die Mannschaft die Kraft, immer wieder aufzustehen?
Matip: Die Bundesliga war unser großes Ziel und ist für jeden etwas besonderes. Jeder will diesen Traum weiterleben, auch im nächsten Jahr. Das setzt bei uns immer wieder Kräfte frei. Wir sind auch ein bisschen trotzig und sagen mit voller Überzeugung: Wir sind nicht schlechter als die anderen.
Viele Spieler im Kader sind bereits lange für die Schanzer aktiv. Kann Identifikation zusätzliche Kräfte freisetzen?
Matip: Die Spieler zerreißen sich für den Verein, weil sie ihre Zukunft mit der des FC Ingolstadt verbunden sehen. Man gibt alles, für den Verein und für sich selbst. Wenn man seinen Verein liebt, kann das Kräfte freisetzen.
Dennoch sind Gerüchte im Umlauf, einige Spieler stünden bei anderen Vereinen auf dem Zettel?
Matip: Ich bekomme davon in der Kabine nichts mit. Das ist bei uns kein Thema, was im Fall der Fälle sein könnte. Wir glauben daran, den Traum Klassenerhalt zu schaffen.
Warum bleibt der FC Ingolstadt in der Bundesliga?
Matip: Weil wir immer wieder diese Comeback-Qualitäten gezeigt haben. Das wird am Ende belohnt werden. Wenn man immer wieder diese Überzeugung an den Tag legt, hat man es am Ende auch verdient. Wir haben noch zwei Heimspiele, auch in Freiburg sind wir nicht chancenlos.
Ist ein Sieg morgen gegen Bayer Leverkusen Pflicht?
Matip: Die Partie ist enorm wichtig, keine Frage. Wenn wir aber die letzten beiden Spiele in Freiburg und gegen Schalke gewinnen und am Ende sieben Punkte geholt haben, haben wir auch die Chance, noch in der Liga zu bleiben.
Leverkusen und auch der VfL Wolfsburg sind überraschend hinten reingerutscht. Ist es schwieriger für Teams mit eigentlich größeren Ambitionen, den Abstiegskampf anzunehmen?
Matip: Natürlich besteht ein Unterschied, ob man von Anfang an weiß, gegen den Abstieg zu spielen oder sich erst ab Spieltag 30 damit beschäftigen muss, dass ein Worst-Case-Szenario passieren kann. Wir haben vom ersten Spieltag an den Kampf angenommen. Aus der Ferne kann ich nicht beurteilen, ob andere Teams mit ihrer Lage zurechtkommen und mit Rückschlägen umgehen können. Ich glaube jedenfalls, dass etwa Leverkusen den Druck spürt.
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