Die „Kilometerfresser“
Alfredo Morales und Almog Cohen sorgen beim FC Ingolstadt im defensiven Mittelfeld für Stabilität. Für einen steht bei der Partie in Berlin ein spezielles Spiel an.
Wenn Alfredo Morales am Samstag in das Berliner Olympiastadion einläuft, wird es mehr sein, als ein gewöhnliches Auswärtsspiel. „Dort zu spielen“, sagt Morales, „wird immer etwas Besonderes sein.“ Seine Familie ist vor Ort, auch die Familie seiner Frau, dazu viele Freunde. „Ein paar Leute“, sagt der Mittelfeldspieler des FC Ingolstadt, „werden für mich sein.“
Morales wurde 1990 in Berlin geboren, spielte ab seinem zehnten Lebensjahr im Nachwuchs der Hertha, später in der zweiten Mannschaft, dann bei den Profis. 2013 wechselte er zu den Schanzern. Nun die Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte. „Es ist das erste Mal“, sagt Morales, „dass ich mit dem Gefühl nach Berlin fahre, wohl von Angang an zu spielen.“ Vor dem Auftritt in der vergangenen Saison war Morales lange verletzt. Der damalige Trainer Ralph Hasenhüttl habe ihm „ein paar Minuten geschenkt“, sagt Morales. „Er wusste, dass es für mich speziell ist.“ 13 Minuten stand der 26-Jährige bei der 1:2-Niederlage in der Schlussphase auf dem Platz.
Geschenke werden heute nicht nötig sein. Morales hat sich unter Maik Walpurgis zur festen Größe auf der Ingolstädter Doppelsechs entwickelt. Seit dem 1:0-Heimsieg gegen RB Leipzig räumt Morales gemeinsam mit Almog Cohen im Mittelfeld der Schanzer ab. „Alfredo ist gemeinsam mit Almog unser Kilometerfresser“, lobt Walpurgis. „Er arbeitet viel, hat individuelle Klasse und ist ein guter Kopfballspieler.“ Früher, so Walpurgis weiter, „wurden ihm Formschwankungen nachgesagt, die kann ich nicht bestätigen.“
Morales und Cohen sind nicht nur Arbeiter in der Defensive, sondern auch in der Offensive gefährlich. Beim 2:1-Erfolg des FCI in Leverkusen trafen beide, Cohen auch beim jüngsten 3:1 gegen den Hamburger SV, als er einen Elfmeter verwandelte. Morales ist zufrieden. „Gerade mit Almog läuft es gut. Wir verstehen uns auch außerhalb des Platzes sehr gut und denken sehr ähnlich, was den Fußball und das Verteidigen angeht.“
Sowohl Cohen als auch Morales setzten sich erst im Lauf der Saison durch. Gerade Morales hatte in der laufenden Saison mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. Er verlor seinen Stammplatz, fiel dann knapp fünf Wochen aus. „Für mich persönlich wie für die Mannschaft“, sagt Morales, habe die Spielzeit unbefriedigend begonnen. „Ich habe schlecht gespielt, da bin ich realistisch und selbstkritisch.“ Vergangenheit, für ihn wie seine Teamkollegen. „Wir sind sehr, sehr gut drauf. Wir haben ein System gefunden und eine Art, wie wir spielen wollen.“ Das Selbstvertrauen nach dem Sieg gegen Hamburg ist auch Maik Walpurgis anzumerken. Zu den drei Pleiten in drei Partien gegen Hertha sagt der FCI-Trainer: „Jede Serie hat irgendwann mal ein Ende. Wir fahren nicht nach Berlin, um dort Punkte abzuliefern.“ Obwohl Marcel Tisserand vom Afrika-Cup zurück ist, sieht Walpurgis keinen Grund, seine Startelf zu ändern und wird in der Abwehr wohl erneut Romain Brégerie das Vertrauen schenken. Die zuletzt angeschlagenen Marvin Matip und Mathew Leckie sind einsatzbereit.
Und Morales? Würde er bei einem eigenen Tor jubeln? „Ich treffe ja nicht so oft, habe mir daher noch keine Gedanken gemacht“, sagt er, „ich weiß es nicht.“ Einige im Berliner Olympiastadion würde ein Morales-Tor jedenfalls freuen.
Mögliche Aufstellung Hansen – Matip, Roger, Brégerie – Hadergjonaj, Morales, Cohen, Suttner – Groß, Leckie (Jung) – Lezcano
Die Diskussion ist geschlossen.