Die letzte Chance vor Augen
Im Fall einer Niederlage beim SC Freiburg ist der FC Ingolstadt nicht mehr zu retten. Um im Breisgau bestehen zu können, müssen die Schanzer eine große Schwäche abstellen.
Für Begegnungen dieser Art hat sich der Begriff des „do-or-die-Spiels“ aus dem Englischen in Deutschland etabliert. Frei übersetzt heißt es für den FC Ingolstadt am Samstag (15.30 Uhr) siegen oder sterben. Verlieren die Schanzer nämlich beim SC Freiburg, ist ihr Abstieg aus der Fußball-Bundesliga besiegelt.
Die Situation ist sportlich gesehen dramatisch. Umso erstaunlicher scheint, wie beim FC Ingolstadt damit umgegangen wird. „Der Glaube bei uns ist riesig“, sagt Trainer Maik Walpurgis. „Wir sind vor sechs Monaten angetreten, um Geschichte zu schreiben. Noch ist es möglich.“ Sein positives Gedankengut hat Walpurgis offenbar auch seinen Spielern eingeimpft. Rechtsverteidiger Florent Hadergjonaj hätte die derzeitige Ausgangsposition vor einigen Monaten gar „unterschrieben“, wie er sagt. Es klingt allerdings verwunderlich, wenn der Schweizer davon spricht, dass „Maximale“ herausgeholt zu haben. Denn das ist nicht der Fall. Obwohl die Punktausbeute seit Walpurgis’ Amtsantritt respektabel ist, haben die Schanzer einige Zähler liegenlassen, eine bessere Ausgangsposition damit leichtfertig verspielt. Sage und schreibe 23 Gegentore musste der FCI in den letzten 15 Spielminuten schlucken. Das sind mindestens sechs mehr als jedes andere Team. Da die Schanzer in dieser Zeit selbst nur dreimal und damit am wenigsten in der Liga trafen, liegt ein zentrales Problem auf der Hand. Auf diese Weise wurden 14 Punkte verspielt. Gerade die jüngsten Gegentore in der Schlussphase gegen Werder Bremen (von 2:1 auf 2:4) und Bayer Leverkusen (von 1:0 auf 1:1) schmerzen. Die Gründe für dieses Dilemma zu erklären, fällt den Akteuren beim FCI schon die ganze Spielzeit schwer. „Das ist ein statistischer Fakt“, sagt Walpurgis. „Über eine Saison gesehen, mag das sicherlich stimmen. Ich sehe dort aber aktuell nicht den Hauptgrund.“ Zuletzt habe sich seine Mannschaft in dieser Spielphase deutlich stabilisiert. Das Gegentor gegen Leverkusen sei durch einen Standard gefallen.
Nun hilft der Blick in die Vergangenheit ohnehin nicht weiter, um auf der Zielgeraden noch dem drohenden Abstieg zu entgehen. „Wir müssen in Freiburg gewinnen, um uns damit ein Endspiel gegen Schalke zu erarbeiten“, sagt Walpurgis. „Wir gehen auch davon aus, dass wir mit zwei Siegen auf den Relegationsplatz rutschen und im Idealfall sogar auf einen direkten Nichtabstiegsplatz.“ Denn sicher ist das beileibe nicht (siehe Artikel rechts).
Um sich auf die eminent wichtige Partie im Breisgau vorzubereiten, ist der FC Ingolstadt nicht dem Beispiel einiger Konkurrenten gefolgt, und hat auf ein Kurz-Trainingslager verzichtet. Walpurgis: „Ich möchte, dass die Jungs bei ihren Familien sind. Dort bekommen sie Rückendeckung und Unterstützung.“ Überhaupt mache seine Mannschaft auf ihn einen „entschlossenen und geschlossenen Eindruck“, versichert der Trainer. Zumindest Florent Hadergjonajs Aussagen sprechen nicht dafür, dass die Mannschaft mit großer Nervosität in die Begegnung geht. „Ich bin als Spieler ein Zocker. Für solche Spiele spielt man.“ Erstmals nach mehreren Wochen muss Maik Walpurgis keine gesperrten Spieler ersetzen und hat bis auf den langzeitverletzten Moritz Hartmann alle Mann an Bord. Auch Markus Suttner, der sich gegen Leverkusen am Sprunggelenk verletzte, ist am Donnerstag wieder ins Training eingestiegen und dürfte in Freiburg mit dabei sein. Walpurgis euphorisch: „Es ist herrlich, keine Sperren und nur wenige Verletzungen zu haben. Das bringt uns mehr Qualität und Flexibilität.“ Schließlich gilt es in Freiburg, die letzte Chance zu nutzen.
Sonderzug Der FC Ingolstadt hat für die Partie in Freiburg einen Sonderzug organisiert, den knapp 500 Fans nutzen. Insgesamt werden wohl knapp 1200 Anhänger den FC Ingolstadt zur Partie in Freiburg begleiten.
Mögliche Aufstellung Hansen – Matip, Brégerie, Tisserand – Hadergjonaj, Roger, Cohen, Suttner – Groß, Kittel (Leckie) – Lezcano
Die Diskussion ist geschlossen.