Ernüchterung
Schanzer verlieren gegen den FC St. Pauli mit 1:2. Vorstandsvorsitzender Peter Jackwerth gibt kein klares Bekenntnis zur Zukunft von Trainer Marco Kurz ab
Das Strohfeuer, das der FC Ingolstadt mit dem Pokalsieg beim FSV Frankfurt entfachte, ist nur ein Spiel später wieder erloschen. Die Schanzer verloren gestern verdient mit 1:2 gegen den FC St. Pauli und konnten nicht an die zuletzt im Pokal gezeigte Leistungssteigerung anknüpfen.
Ob Trainer Marco Kurz auch beim nächsten Spiel in Bochum auf der Bank des FC Ingolstadt sitzen wird, darf zumindest angezweifelt werden. „Ich breche weder eine Lanze für noch gegen den Trainer“, sagte FCI-Vorstandsvorsitzender Peter Jackwerth nach dem Spiel. Gerüchten zufolge weilte der ehemalige Trainer von Fortuna Düsseldorf, Norbert Meier, bereits zu Gesprächen in Ingolstadt. Passend: Meier löste am Wochenende seinen noch laufenden Vertrag mit der Fortuna auf und ist nun wieder frei auf dem Trainermarkt. Jackwerth weiter: „Ein Trainer wird immer an dem beurteilt, was er erreicht.“
Viel Zählbares ist in der laufenden Saison bisher nicht herausgekommen. Magere vier Punkte stehen auf dem Konto des FC Ingolstadt. Dass die Spieler mit der kritischen Situation zum Teil überfordert sind, zeigte sich gestern deutlich. Schon in der ersten Halbzeit hatte St. Pauli die klareren Torchancen. Fin Bartels schoss knapp am rechten Pfosten vorbei (24.). Sören Gonther und John Verhoek (29.) scheiterten an Ramazan Özcan. In der Phase vor der Pause entdeckten auch die Schanzer die Offensive. Philipp Hofmann köpfte nach einem Buchner-Freistoß an den Pfosten (39.) und erzielte ein zurecht aberkanntes Abseitstor (40.). In der Nachspielzeit der ersten Hälfte ging der FCI in Rückstand. Einen langen Ball aus der Abwehr vollendete Bartels mit einem Lupfer über Özcan zum 0:1. „Da sehe ich schlecht aus“, gab Marvin Matip, der den Ball unterschätzt hatte, hinterher zu.
Almog Cohen wird rotgefährdet ausgewechselt
Zu dem Zeitpunkt bereits nicht mehr auf dem Feld war Almog Cohen, den Marco Kurz rotgefährdet auswechselt hatte (38.). Ein schwerer Verlust für den FCI. „Solche Typen brauchen wir mehr“, erkannte Jackwerth. Damit mussten die Schanzer auf ihren zweiten Eckpfeiler verzichten. Tamas Hajnal fiel wegen Muskelproblemen komplett aus. Von dem 0:1 erholte sich der FCI lange nicht. Fehlpässe und Stockfehler reihten sich aneinander. Es fehlte ein Spieler, der Verantwortung übernahm. „Die Mannschaft hat wenig Selbstvertrauen und macht dadurch noch mehr Fehler“, befand Jackwerth. Marco Kurz wollte seinen Spielern in Sachen Engagement keinen Vorwurf machen: „Die Mannschaft hat Moral bewiesen.“
Was er damit meinte, war der Treffer zum 1:1. Nach einem Eckball vom eingewechselten Pascal Groß traf Marvin Matip mit einem wuchtigen Kopfball (80.). Aber der FCI würde nicht ganz unten stehen, wenn er sich den Punkt nicht noch aus der Hand hätte nehmen lassen. In der 86. Minute gingen die Schanzer nach einem unnötigen wie berechtigten Elfmeter erneut in Rückstand. Soares hatte im Sechzehner Maier gefoult. Den Strafstoß von Kringe parierte Özcan zunächst, war dann beim Nachschuss aber machtlos.
„In Bochum müssen wir jetzt punkten“, wusste Matip. Ob im Ruhrgebiet Marco Kurz auf der Bank sitzen wird? „Diese Frage kann ein Trainer nicht beantworten“, sagte Kurz. Zuspruch bekam er von St. Paulis Trainer Michael Frontzeck, der den Entscheidungsträgern des FCI wünschte, „dass sie ihre Situation nicht wieder nur an einem Mann dingfest machen.“
FC Ingolstadt 04: Özcan – da Costa, Gunesch, Matip, Danilo – Cohen (38. Morales), Roger (70. Groß) – Buchner (46. Lappe), Caiuby, Eigler – Hofmann
FC St. Pauli: Tschauner – Nehrig, Kalla, Gonther, Halstenberg – Boll (5. Thy), Kringe – Schindler (74. Rzatkowski), Buchtmann, Bartels (82. Maier) – Verhoek
Zuschauer: 7688
Tore: 0:1 Bartels (45.+2), 1:1 Matip (80.), 1:2 Kringe (86./Foulelfmeter/Nachschuss)
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