Fassungslos
Mehrere Fehlentscheidungen der Schiedsrichter bringen den FC Ingolstadt bei der 0:2-Niederlage in Dortmund um den Lohn. Die Spieler „verstehen die Welt nicht mehr“.
Benjamin Hübner war sauer. Der Verteidiger des FC Ingolstadt hielt nach der 0:2-Niederlage bei Borussia Dortmund als Erster bei den Medienvertretern an. „Wir fühlen uns sehr verarscht“, sagte Hübner. Vier entscheidende Szenen hatten die Schiedsrichter falsch und zum Nachteil des FCI bewertet.
Auch Ramazan Özcan, Marvin Matip und Dario Lezcano nahmen sich Zeit. Immer wieder zeigten sie auf die zahlreichen Bildschirme in der Mixed-Zone des Signal-Iduna-Parks. Dort liefen Zusammenfassungen der Partie. Szene für Szene. Die erste Fehlentscheidung, dann die nächste. Und immer wieder von vorn. „Was soll ich sagen?“, fragte Marvin Matip, „man braucht sich die Szenen nur noch einmal anzuschauen.“
Eine Hauptrolle bei den ersten beiden Situationen spielte Dario Lezcano. Der Winter-Neuzugang durfte erstmals von Beginn an spielen und machte seine Sache gut. Zum Lachen war ihm nicht zumute. Sein erstes Tor für seinen neuen Verein hätte er erzielen können. Lezcano war allein vor dem Tor, überlupfte BVB-Torwart Roman Bürki. Bevor er den Ball ins leere Tor schieben konnte, hielt ihn Mats Hummels am Arm fest und riss ihn zu Boden. „Ich bin gehalten worden, das haben alle gesehen“, sagte Lezcano leise und zeigte auf einen Bildschirm, auf dem just in diesem Moment die Situation zu sehen war. Elfmeter und eine Rote Karte für den Dortmunder Kapitän hätten die Folge sein können. Stattdessen gab es lediglich eine Ecke für den FCI.
Zu diesem Zeitpunkt waren 29 Minuten gespielt, dem Favoriten fiel gegen mutig auftretende Schanzer nichts ein. Sokratis mit einem Kopfball (16.) und Pierre Emerick Aubameyang (35.) hatten in der ersten Halbzeit noch die besten Gelegenheiten für den BVB. Auch nach dem Seitenwechsel tat sich Dortmund, das auf die erkrankten Ilkay Gündogan und Marco Reus verzichten musste, gegen aufopferungsvoll kämpfende Ingolstädter schwer. Die Zuschauer im Dortmunder Fußball-Tempel wurden unruhig. Die 3000 mitgereisten Ingolstädter Fans waren deutlich zu vernehmen und durften gar kurz jubeln.
Hummels war ein Rückpass derart missglückt, dass er über Roman Bürki hinweg ins eigene Tor flog (65.). Schiedsrichter Guido Winkmann zeigte auf den Mittelpunkt, Ralph Hasenhüttl lief auf den Rasen und herzte Lezcano. Der 25-Jährige hatte Hummels geschickt attackiert und zum fatalen Rückpass gezwungen. Der Jubel wehrte nur kurz. Wohl auf Intervention seines Linienrichters nahm Winkmann den Treffer zurück. Lezcano konnte in der Mixed-Zone nur mit dem Kopf schütteln. Wieder zeigte er auf die Fernsehbilder. „Es war kein Foul, ich habe ihn nicht berührt.“ Von einem Bonus für Nationalspieler und Weltmeister Hummels war die Rede bei Lezcanos Kollegen.
Um die Abseitsposition bei Aubameyangs 1:0 (77.) zu sehen, hatten die FCI-Akteure gar nicht bis nach Spielschluss warten müssen. Sie sahen das Tor direkt auf den Videoleinwänden. Alles Reklamieren blieb indes erfolglos. „Es ist unfassbar“, ärgerte sich Hasenhüttl, „die Spieler sitzen in der Kabine und verstehen die Welt nicht mehr.“ Auch Aubameyangs 2:0 (86.) ging ein Handspiel von Vorbereiter Henrikh Mkhitaryan voraus (86.).
„Im Moment tut es einfach nur weh“, sagte Marvin Matip, „aber ich bin stolz auf die Jungs“. Die hatten mit einer mutigen Spielweise den Tabellenzweiten lange Zeit vor große Probleme gestellt. Im Endeffekt, so Matip, könne man sich für die Leistung aber nichts kaufen.
Borussia Dortmund: Bürki – Piszczek, Sokratis, Hummels, Durm – Weigl (55. Leitner), Ginter – Mkhitarjan, Kagawa (55. Castro), Ramos (68. Pulisic) – Aubameyang FC Ingolstadt 04: Özcan – da Costa, Matip, Hübner, Bauer – Christiansen, Roger, Morales – Hartmann (71. Lex), Lezcano (88. Cohen), Leckie (84. Brègerie)
Schiedsrichter: Winkmann (Kerken) – Zuschauer: 81359 (ausverkauft) Tore: 1:0 Aubameyang (77.), 2:0 Aubameyang (86.)
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