Ingolstädter Jubelmarsch
Markus Suttner erzielt den entscheidenden Treffer beim 3:2 gegen Darmstadt 98. Durch den dritten Sieg hintereinander ist der Anschluss hergestellt. Ein Wermutstropfen bleibt.
Dass der Fußball ein kurzweiliges Geschäft sein kann, ist nicht erst seit gestern bekannt und beweist der FC Ingolstadt derzeit auf eindrucksvolle Weise. Mit dem 3:2-Erfolg in einer leidenschaftlich geführten Partie gegen den SV Darmstadt 98, dem dritten Sieg binnen acht Tagen, haben die Schanzer den Rückstand auf den Relegationsplatz auf einen Zähler verkürzt. Selbst der direkte Klassenerhalt, der ebenfalls nur einen Punkt entfernt ist, ist wieder realistisch.
„Vor einer Woche sind wir gar nicht mehr genannt worden im Kampf gegen den Abstieg“, sagte eine erleichterter Pascal Groß nach dem Erfolg gegen die Lilien. Ob man sich nun gar gegenüber der Konkurrenz psychologisch im Vorteil sieht? Groß: „Wir sind im Aufwind, die anderen im Sturzflug.“ Ihre Mentalität und großen Willen bewiesen die Schanzer im Spiel gegen das Tabellenschlusslicht, das auswärts in dieser Saison noch gänzlich ohne Punkt ist. Trotz eines 1:2-Pausenrückstands, der aufgrund des Spielverlaufs einer Farce glich, berappelte sich der FCI und drehte die Partie. Erstmals gelang es damit, einen Rückstand in einen dreifachen Punktgewinn zu verwandeln. „Der Trainer hat in der Halbzeit gesagt, wir sollen einfach genauso weiterspielen und die Tore machen“, sagte Groß. Almog Cohen, dem derzeit alles zu gelingen scheint, mit seinem siebten Saisontor (68.) und Markus Suttner mit einem wunderschönen Freistoßtor in den Winkel (72.) wendeten das Blatt in der „Achterbahnfahrt“, wie Maik Walpurgis das Spiel bezeichnete. „Die Zuschauer haben drei Spiele zum Preis von einem bekommen“, sagte der FCI-Trainer weiter.
Beim FC Ingolstadt hatte bei dieser wilden Fahrt Mathew Leckie auf der rechten Seite Florent Hadergjonaj ersetzt. Damit standen erstmals von Beginn an die Offensivspieler Leckie, Pascal Groß und Sonny Kittel gemeinsam auf dem Rasen. Was auf dem Papier nach Angriffswirbel aussah, wurde auch dem Rasen zelebriert. Mit den zwei jüngsten Siegen im Rücken strotzen die Schanzer vor Selbstvertrauen, zeigten sehenswerten Kombinationsfußball und drückten Darmstadt in die eigene Hälfte. Rein nach dem Spielverlauf hätte der FCI zur Halbzeit deutlich führen müssen. Manchmal jedoch nehmen Fußballspiele seltsame Züge an. Somit lagen die Gäste, die auf Sidney Sam und Jerome Gondorf verzichten mussten, mit 2:1 vorn. Zunächst glich Mario Vrancic mit einem satten Rechtsschuss aus 18 Metern die Ingolstädter Führung aus (34.), dann war er mit einem sicher verwandelten Foulelfmeter erfolgreich (39.). Marcel Tisserand hatte zuvor mit einer leichten Berührung Darmstadt-Stürmer Antonio Colak zu Fall gebracht. Die Partie war damit auf den Kopf gestellt.
Für den FCI hatte zuvor nur Pascal Groß nach einer Kombination über Dario Lezcano und Almog Cohen getroffen (19.). Ansonsten ließen die Schanzer teils gute, teils weniger gute Möglichkeiten liegen. In der Anfangsphase vergaben Kittel (10.), Leckie (18.) und Lezcano (18.). Auch nach dem 1:0 blieb der FCI am Drücker. Romain Brégeries Volleyabnahme (25.) hielt Darmstadt-Torwart Michael Esser sicher (25.). Pascal Groß lupfte aus 18 Metern über das Tor (33.). Die größte Chance hatte Lezcano kurz vor dem Halbzeitpfiff, als er völlig freistehend am stark reagierenden Esser scheiterte (45.).
Nach dem Seitenwechsel tat sich der FCI 20 Minuten lang schwer, zu Chancen zu kommen. Mehr Abschlüsse in dieser Phase hatte Darmstadt. Colaks Schuss lenkte Martin Hansen am Tor vorbei (47.), auch bei einem Freistoß von Hamit Altintop war er zur Stelle (61.). Danach folgte die emotionale Wende, die dem FCI im Abstiegskampf alle Möglichkeiten offenlässt. Ein Wermutstropfen für die kommenden Wochen bleibt jedoch. Romain Brégerie sah in der 87. Minute nach einer Tätlichkeit gegen Colak die Rote Karte und wird mindestens im kommenden Spiel beim VfL Wolfsburg fehlen.
FC Ingolstadt 04 Hansen – Matip, Brégerie, Tisserand – Leckie, Roger (61. Morales), Cohen, Suttner – Groß, Lezcano (90.+2 Hinterseer), Kittel (89. A. Jung) Darmstadt 98 M. Esser – Steinhöfer, Höhn, Sulu, Holland – Kamavuaka (81. Schipplock), Ham. Altintop – Sirigu, Vrancic (71. Guwara), Platte (62. Rosenthal) – A. Colak
Schiedsrichter Manuel Gräfe (Berlin) – Zuschauer 14081 – Tore 1:0 Groß (19.), 1:1 Vrancic (33.), 1:2 Vrancic (39./Foulelfmeter), 2:2 Cohen (68.), 3:2 Suttner (72.) – Rote Karte Brégerie (87./Tätlichkeit) – Gelb-Rote Karte A. Colak (87./Foulspiel)
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