Tränen der Enttäuschung
Der FC Ingolstadt ist nach dem 1:1 beim SC Freiburg abgestiegen. Was Kapitän Marvin Matip und Geschäftsführer Harald Gärtner sagen und wie es weitergeht.
Die riesige Enttäuschung war Harald Gärtner in jeder Sekunde des Gesprächs mit den Journalisten anzumerken. Der FC Ingolstadt war gerade auf dramatische Weise aus der Fußball-Bundesliga abgestiegen. Der Geschäftsführer des FCI beantwortete sämtliche Fragen. Doch irgendwann musste er das Gespräch abbrechen, konnte die Tränen nicht mehr unterdrücken.
Gärtner war nicht der einzige Ingolstädter, der Emotionen zeigte. Die Spieler weinten erst auf dem Rasen, dann in der Kabine. Nach Reden war kaum einem zumute. Der Abstieg war zwar keine Überraschung mehr, das dramatische Szenario der Nachspielzeit mit einer Achterbahn der Gefühle tat aber ihr Übriges. Das 1:1 beim SC Freiburg war für den FC Ingolstadt letztlich zu wenig, um weiterhin vom Klassenerhalt träumen zu dürfen. „Es tut sehr, sehr weh“, sagte Gärtner immer wieder. „Die Mannschaft hat alles reingeworfen, um das Unmögliche noch möglich zu machen.“ Zwei Siege hatte man sich zum Abschluss vorgenommen. Nun ist bereits nach dem ersten Spiel alles vorbei. Zu sehr hatte man sich in der Schlussphase drauf verlassen, dass der Hamburger SV beim FC Schalke verliert und die Hoffnung bestehen bleibt. „Wir haben kurz vor Schluss gehört, kein Risiko zu gehen, weil es 1:0 für Schalke stand. Dann haben wir gesagt, wir nehmen den Punkt mit und haben unser Finale“, schilderte Marvin Matip die Situation in der Schlussphase. Doch Hamburg glich aus und Ingolstadt war abgestiegen. Nach zwei Jahren endet damit der Traum von der Bundesliga. „Wir haben immer gesagt“, sagte Gärtner, „dass bei uns viele Mosaiksteinchen zusammenpassen müssen, um in der Liga zu bleiben.“ Da bestehe eben auch die Möglichkeit, dass es nicht reiche. In die Zukunft blicken wollte Gärtner in diesen Minuten nicht. Zuerst müsse die Spielzeit analysiert werden. „Mir ist nicht bange, wir werden uns aufrappeln und wieder aufstehen“, sagte er. Zum Thema Wiederaufstieg wollte er sich nicht äußern. Nur so viel: „Wir sind ehrgeizig genug im Verein.“
Die Partie in Freiburg passte in das Gesamtbild der Ingolstädter Saison. Die Chancen waren da, das Spiel zu gewinnen. Genutzt wurden sie allerdings nicht. Der Treffer von Dario Lezcano zum Ausgleich (43.) war zu wenig. Wieder einmal agierten die Schanzer stark, waren besser als der Gegner. „Wir hatten es nicht verdient zu gewinnen“, sagte Freiburgs Trainer Christian Streich. „Dafür war Ingolstadt zu gut.“
Worte, die in dieser Saison immer mal wieder von Gegnern zu hören waren. Was dennoch bleibt, ist der Abstieg. Kapitän Marvin Matip fand im schlechten Saisonstart einen zentralen Grund. „Wenn man zwei Punkte nach zehn Spielen hat, ist es schwierig, das noch aufzuholen“, sagte er. „Es ist uns allen bewusst, dass wir viel selbst beigetragen haben.“ Mannschaftskollege Almog Cohen, eigentlich ein redefreudiger Zeitgenosse, blieb auf dem Weg zum Bus kurz bei den Journalisten stehen. Ihm fehlten schlicht die Worte. „Wir haben Charakter gezeigt. Aber ich habe eigentlich nicht viel zu sagen“, meinte er mit traurigem Blick.
Auch auf den Rängen herrschte Fassungslosigkeit. 1200 Fans hatten die Schanzer nach Freiburg begleitet. Pfiffe wie an anderen Standorten gab es keine, die Mannschaft wurde mit Applaus bedacht. „Die Fans haben ein Gespür, was die Mannschaft geleistet hat“, sagte Gärtner. Nun konnte er seine Tränen nicht mehr zurückhalten.
SC Freiburg Schwolow – Ignjovski, Gulde, M.-O. Kempf, Günter – Bulut (57. Grifo), Höfler, Abrashi, Haberer – Philipp (75. P. Stenzel), Niederlechner (63. Petersen) FC Ingolstadt Hansen – Matip, Brégerie, Tisserand – Hadergjonaj (62. Kittel), Cohen, Roger (62. Morales), Suttner (87. A. Jung) – Groß, Leckie – Lezcano
Schiedsrichter Bastian Dankert (Rostock) – Zuschauer 24000 (ausverkauft) – Tore 1:0 Philipp (31.), 1:1 Lezcano (43.)
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