Abschied einer „Nördlinger Institution“
Seit dem 1. Februar leitet Dieter Hubel das Amtsgericht. Sein Antritt ist auch Helmut Beyschlags Abschied. Der lässt es sich nicht nehmen, Position zu beziehen.
Kommentarlos etwas hinzunehmen ist nicht Helmut Beyschlags Art. Selbst nicht bei seiner Verabschiedung als Direktor des Nördlinger Amtsgerichts. Da konnte Landrat Stefan Rößle sogar auf Sigmund Freud setzen – er zitierte dessen Aussage „Gegen Angriffe kann man sich wehren, gegen Lob ist man machtlos“. Über das Lob der Redner freute sich Beyschlag zwar, doch er nutzte die Gelegenheit auch, um noch einmal das zu tun, wofür er über das Ries hinaus bekannt geworden ist: Klartext reden.
Beyschlag betonte bei der Veranstaltung am gestrigen Vormittag in der Alten Schranne: Die dritte, rechtssprechende Gewalt sei eine tragende und entscheidende Säule unserer Demokratie. Genau diese freiheitliche und demokratische Grundordnung müsse in jüngster Vergangenheit mehr verteidigt werden, als man es vor einigen Jahren noch für nötig gehalten hätte. Dabei stehe auch die Rechtsprechung in der Verantwortung. Gerade konsequente Urteile seien erforderlich, um das Wertesystem zu gewährleisten – und zwar in klarer, verständlicher Sprache. „Wir brauchen keine schärferen Gesetze, für die Akzeptanz in der breiten Bevölkerung genügt eine konsequente Anwendung bestehenden Rechts.“ Gelegentlich zeige man im Strafrecht ein hohes Maß an Verständnis für Außenseiter, Querulanten und die Ausnahmesituationen von Tätern – verliere aber gelegentlich den Blick für die Opfer und Geschädigten. Nicht nur die Polizei, auch die Justiz müsse zudem personell verstärkt werden.
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