Er bewahrt zeitlose Zeit
Günther Holzhey hält fast vergessene Medien im „Museum Augenblick“ am Leben. In dieser Woche wurde der Nördlinger 80 Jahre alt
Das Eisenbahnunglück auf der einstürzenden Brücke ist live zu sehen, ebenso die heraus schießende Lava aus dem Vulkan oder eine Bilderserie der sinkenden Titanic. Solche Dokumentationen sind unmöglich? Nicht in Günther Holzhey’s Museum Augenblick hinter der Georgskirche. Denn die Medien vergangener Jahrhunderte haben unserem Hightec-Zeitalter eines voraus: „Sie zeigen dramatische Ereignisse genau in dem Augenblick, in dem sie passieren“, sagt Holzhey. Gerade, weil es früher kein Internet, rasende Reporter, Drohnen, I-Phones, Powerpoint-Vorführungen und sonstige Doku-Technik gab, mussten die Ereignisse nachträglich illustriert werden, kamen als Stiche in die Zeitungen und als bemalte Glasplättchen in die „Laterna Magica“, die erste Form von Projektoren. Holzhey gibt das illustrierte Live-dabei-Gefühl in seinem Museum wieder, untermalt die präsentierten Lichtbilder und Stummfilme auf dramatische Weise ebenso informativ wie unterhaltsam mit seinem Erzähltalent, Geräuschen aus skurrilen Geräten und Begleitmusik aus Drehorgel, Jahrmarktsorgel oder mechanischem Klavier.
Schon als Kind empfand er brennendes Interesse für Drehorgeln und Spieluhren. Einer Familientradition folgend erlernte er zwar zunächst das Handwerk des Druckingenieurs, doch mit 38 Jahren sattelte er um auf Orgelbauer. Er lernte die Sozialarbeiterin Ruth Baumer kennen und sie wurden nicht nur privat Lebensgefährten: Sie gründeten die Künstlerkompagnie „Musica Magica“ für medienhistorische Darbietungen. Basis war die Wohnung mit Werkstatt in Stuttgart, wo sie die auf Auktionen gefundenen Geräte, Bild- und Tonträger restaurierten. Mit einem umgebauten riesigen Feuerwehrwagen, in dem man sowohl wohnen als auch die Ausrüstung transportieren konnte, bereisten sie England, Frankreich und Deutschland und veranstalteten historische Programme auf Künstlerfesten, die ihrer Welt entsprachen – dem Fest Hellbrunn, einer Parallelveranstaltung zu den Salzburger Festspielen etwa, Stadtfesten, Aufführungen in Freilichtmuseen wie Bad Windsheim und Ähnliches. Dabei stellten sie oft aus dem zusammengetragenen Material phantasievolle Abenteuergeschichten oder Märchen zusammen, die Ruth Baumer in Gedichtform erzählte, begleitet von Günther Holzhey auf der Drehorgel oder anderen Musikgeräten. Oder sie führten einstmals vorgefertigte Programme auf, zum Beispiel „Figaros Hochzeit“ als Papiertheater.
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