Erinnern an die Judenverfolgung
Zeitzeuge Pavel Hoffmann berichtet in der Oettinger Mittelschule vom Dritten Reich. Er lebte als Kind im Ghetto Theresienstadt.
Wer geglaubt hat, dass die Judenfeindlichkeit, der Antisemitismus, in Deutschland aufgehört habe, der habe sich getäuscht, meinte der Zeitzeuge Pavel Hoffmann bei seinem Vortrag in der Mittelschule Oettingen. Angesichts der Bedrohung von Menschen, die sich auch heute den Anfeindungen ausgesetzt sehen, weil sie anderen Glauben haben oder aus anderen Ländern kommen, wurde von den Lehrern Max Sefranek und Walter Fuchs, in Zusammenarbeit mit Sigried Atzmon vom Freundeskreis der Synagoge Hainsfarth in der Mittelschule Oettingen eine Projektwoche organisiert. Bei den Jugendlichen sollte so das Bewusstsein für diese Ungerechtigkeiten gestärkt werden.
Im Mittelpunkt stand die Frage: „Wo sind meine Nachbarn geblieben?“ Da die Schüler selbst nicht erlebt haben, wie einst Nachbarn von einem Tag auf den anderen aus ihren Wohnungen geholt und deportiert wurden, erfuhren sie in dem Film „Kinderland“ von der Geschichte eines kleinen Jungen, der mit seinem jüdischen Freund in das vermeintliche „Kinderland“ mitfahren wollte und mit diesem scheinbar unsinnigen Wunsch diesen vor dem sicheren Tod gerettet hat. Am zweiten Tag der Woche wanderten die Schüler nach Hainsfarth zur Synagoge, um ein ehemaliges jüdisches Gotteshaus kennenzulernen. Dort erfuhren sie, dass die Bücher Moses aus der Thora, einer Schriftrolle, gelesen werden und dass die Juden bestimmte Feste feiern. Sigried Atzmon, die Vorsitzende des Freundeskreises, stellte sich den Fragen der Jugendlichen und gab Auskunft über die jüdische Religion. Der ehemalige Schulleiter in Hainsfarth, Manfred Meyer, führte die Schüler über den jüdischen Friedhof und erläuterte ihnen die Aufschriften der etwa 400 Grabmale der ehemaligen Judengemeinde im Ort. Am dritten Tag kam Pavel Hoffmann zu Gast in die Schule, wo er als jüngster noch lebender Zeitzeuge sein Schicksal als Kind im Ghetto Theresienstadt schilderte, wo er als Dreijähriger schon nach vier Wochen seine Mutter verlor. Ein Jahr zuvor standen bereits seine Großeltern mit 120 000 weiteren Juden auf der Todesliste, sie kamen 1942 in Auschwitz ums Leben. Der Vater war bereits 1942 bei einer Racheaktion der SS erschossen worden. Dass er heute lebe, verdanke er der Schweiz, die kurz vor Kriegsende von Himmler einen Transport von ausgesuchten Juden nach St. Gallen geschickt bekam, sicher um durch die Befreiung von Juden seine Schuld zu mindern.
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