Latein erst später lernen?
Am Nördlinger Theodor-Heuss-Gymnasium können Schüler wählen, ob sie ab der fünften Klasse Englisch oder Latein belegen. Das könnte sich ändern – zum Ärger mancher Eltern.
Um 5 Uhr morgens begann im Sommer der Schulunterricht. Lesen, Schreiben und Buchstabieren stand auf dem Stundenplan, ebenso das Auswendiglernen von Bibelstellen. Und Lehrer und Schüler mussten lateinisch miteinander sprechen – zur besseren Einübung der Sprache: All diese Regeln hat der Rat der Stadt Nördlingen im Jahr 1415 für seine höhere Schule erlassen. Die Welt hat sich in den vergangenen 600 Jahren mehr verändert, als sich ein damals lebender Mensch wohl vorstellen konnte – wer hätte vor nur 40 Jahren erahnt, was sich heute mit einem Smartphone erledigen lässt? Doch eines ist in sechs Jahrhunderten geblieben: Auch heute noch können die Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums, der Nachfolgeeinrichtung der höheren Schule, Latein lernen, bis jetzt auch noch ab der 5. Klasse. Doch genau das möchte Schulleiter Robert Böse ändern.
THG-Schüler und ihre Eltern können im Lauf einer Schulkarriere gleich mehrfach wählen. So gibt es die Möglichkeit, in der fünften Klasse mit Englisch oder Latein zu beginnen. In der sechsten Jahrgangsstufe kann entweder die jeweils andere Sprache oder im Fall von Englisch auch Französisch dazukommen. In der achten Klasse entscheiden sich die Schüler für einen Schulzweig, derer gibt es drei: den sprachlichen, den naturwissenschaftlich-technologischen und den wirtschaftswissenschaftlichen. Nur eines ist nicht möglich: Wer erst Englisch und dann Französisch wählt, kann den sprachlichen Zweig nicht mehr absolvieren. So ergeben sich am Ende acht verschiedene Schülergruppen, für die Böse einen Stundenplan schaffen muss – einen, der im besten Fall mit maximal zwei Mal Nachmittagsunterricht auskommt. Böse sagt, man komme bei so vielen Gruppen an eine Grenze. Es gebe Ungerechtigkeiten, weil manche Gruppe recht klein, eine andere größer sei. Zudem arbeiteten mittlerweile von 70 Lehrern und Referendaren fast 40 in Teilzeit, was eine zusätzliche Erschwernis bedeute. Deshalb will Böse die Möglichkeit, Latein ab Klasse 5 zu belegen, streichen. Mit der Rückkehr zum G9 hätten die Schüler genauso viele Jahre Latein wie bisher, argumentiert er: „Wir schaffen nichts ab, es geht nur um eine strukturelle Veränderung.“
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