Schlussakt bietet Höhepunkt
Konzert in der St.-Georgs-Kirche in Nördlingen zeigt Joseph Haydn als großen Dramatiker
Der musikalische Höhepunkt beim Kirchenkonzert in der St. Georg Kirche in Nördlingen war der Schluss: Ein Liebesduett in Joseph Haydns Oratorium, und so eindringlich gestaltet, zeigt den Meister der Klassiker als großen Dramatiker, der den Opern seiner musikalischen Nachkommenschaft den Weg bereitet hat. Diese Gedanken entspringen vor allem auch den wunderbaren Gesangskünsten der Solisten, die einen wesentlichen Teil zum Gelingen der Aufführung der „Schöpfung“ beitragen. Der souveräne Bassbariton Thomas Gropper, der den Urvater Adam als feinfühligen Gatten mit großer stimmlicher Einfühlungskraft als den liebenden Schützer seiner glücklichen Gefährtin darstellte, die von Sopranistin Sabine Seidl ihm in überzeugendere Ausstrahlung und leidenschaftlichem Ausdruck als Eva ihre Liebe und ihr Leben weihte. Die weibliche Ergebenheit in den Texten entlockte freilich mindestens ein Schmunzeln, wenn sie sang: „Dir gehorchen bringt mir Freude, Glück und Ruhm.“ Da blieb dem Tenor Reiner Geißendörfer die undankbarere Rolle des Erzählers Uriel mit der Mahnung an die Menschen, nicht nach der Erkenntnis zu streben. Die Idylle endete damit, dass der Chor der Kantorei in seinem Schlusschoral die Erhabenheit des Schöpfers lobt – „in Ewigkeit. Amen“.
Damit wurde in Haydns großem Werk, wie in der Heiligen Schrift, der Mensch als Krönung der Schöpfung herausgehoben, wenn Uriel in einer Arie das Geschöpf ankündigte, dass Gottes Werke dankbar zu sehen und zu preisen sein sollte. Denn er schuf den Menschen „nach seinem Ebenbilde“, als Mann und Weib, als König der Natur. Mit spürbarer Empathie jubelte der himmlische Chor über das vollendete Werk. Diese von Gefühlen erfüllten Gesänge erfuhren durch das Oettinger Bachorchester mit dem Konzertmeister Günter Simon festen Halt und eine große Klangfülle, zu der insbesondere die Blasinstrumente einen wesentlichen Teil beitrugen. Sie stellten die Artenvielfalt der Tiere dar und sorgen für den Wechsel der Stimmungen durch Imitationen von Tierlauten und Gezwitscher. Der Chor drückte in himmlischem Gesang die Freude über die Entwicklung der Natur, über die Mächtigkeit der Sonne und der Gestirne aus und fügte sich in das Terzett der Gesangssolisten ein: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“, der aus der Finsternis durch sein Wort eine neue Welt entspringen ließ.
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