Wenn der Dienstag ein Feiertag ist
Gemeinschaft statt Einsamkeit: In Nördlingen kommen seit September Senioren wöchentlich zu einem gemeinsamen Mittagessen im Pfarrzentrum zusammen
Ein normaler Werktag ist für Adelheid Schenker vor allem ein Tag voller Hausarbeit. „Irgendetwas gibt es immer zu tun“, sagt die 82-jährige Nördlingerin. Sie wohnt allein in der Wohnung im Wemdinger Viertel, seit ihr Mann vor sechs Jahren gestorben ist. Beide Söhne sind längst aus dem Haus und haben eigene Familien in Baldingen und Augsburg. „Wir telefonieren zwar oft, die Kinder besuchen mich und helfen beim Großeinkauf“, erzählt Adelheid Schenker. „Aber trotzdem bin ich fast immer den ganzen Tag allein.“ Mit der Einsamkeit, so sagt sie, komme sie nicht immer gut zurecht. „Oft bin ich traurig und dann weine ich“, sagt sie. Kaum zu glauben, wenn man die rüstige Seniorin mit den blitzenden Augen im evangelischen Pfarrzentrum sieht. Wie jeden Dienstag ist sie zum Senioren-Mittagstisch gekommen. Über ihre Gefühle, Trauer und Einsamkeit, sprach sie immer wieder mit Diakon Michael Jahnz. „Er hat mir sehr geholfen“, sagt Adelheid Schenker. Und er habe sie auch ermutigt, zum Senioren-Mittagstisch zu gehen. Die Rentnerin ist froh, dass sie diesen „Anstoß“ angenommen hat. „Der Tag ist schöner, wenn man sich auf ein Essen in Gesellschaft freut“, sagt sie. Der Dienstag sei jetzt ihr „Ruhetag“. Da bleibt daheim die Küche kalt.
Die Idee, ein gemeinsames Mittagessen für Senioren anzubieten, geht auf eine Initiative aus der Kirchengemeinde zurück, sagt Diakon Jahnz. Unter seiner Federführung haben der evangelische und der katholische Frauenbund, die Diakonie Donau-Ries, die Stadt Nördlingen und die evangelische Kirchengemeinde den Mittagstisch gegründet. Über das Kinderhaus St. Martin, das direkt neben dem Pfarrzentrum liegt, wird ein warmes Mittagessen angeliefert. Diakon Jahnz hat Helferinnen um sich geschart, die die Senioren betreuen und bewirten. Elisabeth Strauß ist eine von ihnen. Sie ist im Seniorenbeirat der Stadt Nördlingen und im Frauenbund aktiv. Beim Mittagstisch kümmert sie sich um die Essensausgabe. Manchmal liest sie eine Geschichte oder einen Bibeltext vor oder stimmt gemeinsam mit den Senioren ein Lied an. Ilse Reis schmückt die Tische mit herbstlicher Dekoration. Auch Gerda Haas ist vielfältig ehrenamtlich engagiert und hilft auch beim Mittagstisch mit. Das heißt für sie: sich Zeit nehmen für ein Gespräch, sitzen bleiben und zuhören. Im Gespräch von Frau zu Frau ist man schnell wieder beim Thema „Essen“ und tauscht sich über verschiedene Rezepte und Geheimtipps aus. Cathy Shako Shuku freut sich auch auf die Gespräche mit den anderen Helferinnen und den Senioren. Sie kommt aus dem Kongo, spricht französisch und möchte gerne ihr Deutsch verbessern.
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