19-Jähriger tötet seine kleine Schwester: Sieben Jahre Haft
Weil er seine elfjährige Schwester getötet haben soll, wurde ein 19-Jähriger aus Niedersachsen zu sieben Jahren Jugendhaft verurteilt. Viele Fragen bleiben jedoch offen.
Ein junger Mann tötet seine elfjährige Schwester. Die Leiche packt er in einen Müllsack und versteckt sie im Schuppen seines Elternhauses in Neu Wulmstorf (Niedersachsen). Das Landgericht in Stade verurteilt den 19-Jährigen am Mittwoch wegen Totschlags zu sieben Jahren Jugendhaft. "Er hat das Kind getötet", sagt der Vorsitzende Richter Berend Appelkamp. Doch was den Bruder zu dieser unfassbaren Tat trieb, bleibt unklar.
19-Jähriger tötete seine Schwester und täuschte eine Entführung vor
Der Prozess habe Wesentliches nicht beantworten können, sagt Appelkamp. Dennoch gebe es keine Zweifel an der Schuld des Angeklagten. "Es gibt keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass eine fremde Person damit etwas zu tun hat." Fest steht nach Ansicht des Gerichts: Die Elfjährige kam am 21. März nach Hause und traf dort auf ihren Bruder. Er tötete sie, verstecke die Leiche und täuschte eine Entführung vor, indem er Nachrichten mit dem Handy der Schwester an seinen Vater schickte. Die Polizei entdeckte später das tote Mädchen.
Der 19-Jährige kämpft während der Urteilsverkündung kurz mit den Tränen, folgt den Worten des Richters ansonsten aber gefasst. Die Vorwürfe bestreitet er im Gericht. "Ich war's nicht", sagt er nach den Plädoyers seiner Verteidiger. Diese hatten einen Freispruch gefordert. Sie wollen nun Revision einlegen. "Alle Zeugen haben ausnahmslos berichtet, dass er seine Schwester geliebt habe", sagt Rechtsanwältin Annette Voges.
Mord an Elfjähriger: Familienstreit als Auslöser?
Zeugen beschrieben den Angeklagten im Prozess als liebenswürdig, hilfsbereit und sehr fürsorglich seinen vier jüngeren Schwestern gegenüber. Die Elfjährige soll er von seinen Geschwistern am meisten gemocht haben. War ein Familiendrama Auslöser für das Verbrechen? Zu seinen Eltern - vor allem zum Vater - hatte der Angeklagte ein schwieriges Verhältnis. "Der Vater lehnte den westlichen Lebensstil, den der Angeklagte anstrebte, ab", erläutert Appelkamp.
Der junge Mann teilte zwar die religiösen Werte seiner muslimischen Familie, wollte aber auch das Leben eines normalen Jugendlichen führen: abends Ausgehen, eine Freundin haben und Sport treiben. Immer wieder gab es Zuhause Streit. Deshalb zog der junge Mann aus, wohnte bei Bekannten und schlug sich mit Nebenjobs durch. Erst kurz vor dem Verbrechen kehrte er ins Reihenhaus seiner Eltern zurück, weil er Schulden hatte. dpa
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