Als eine Klopapier-Werbung in Pforzen so richtig in die Hose ging
Meinkot, Pissen, Oberkaka: 2004 machte ein Klopapier-Hersteller Werbung mit lustigen Ortsnamen. Mit dabei: Pforzen im Ostallgäu. Doch es lief nicht alles wie geschmiert.
Die Idee war ja wirklich gut. Ein Toilettenpapier-Hersteller wirbt für sein Produkt mit lustigen Ortsnamen, die irgendwie nach Klo klingen. Da gibt es einige in Deutschland: Oberkaka, Pissen, Afterhausen, Meinkot, Pups, ... Und eben auch Pforzen im Ostallgäu. In einem Spot sollten die Ortsschilder im Jahr 2004 der Reihe nach auftauchen. Das Fazit: "Ganz Deutschland spart am richtigen Ende - mit Bess Toilettenpapier." Der Dank für die braven Unterkakaner, Strullendorfer, Pißdorfer, Kothausener und Großmußer: kostenloses Klopapier. Doch in dem stillen Örtchen Pforzen lief die Aktion nicht wie geschmiert. Am heutigen "Tag des Klopapiers" erzählen wir die Geschichte vom feinen Näschen der Pforzener und einem Marketing-Gag, der etwas in die Hose ging.
"Wahrscheinlich war es schon recht spät am Abend, als die Marketingverantwortlichen von "Procter&Gamble" damals beieinander saßen. Es drehte sich um die Fernseh-Werbung für ein Toilettenpapier und es wollte und wollte nicht recht voran gehen. Dann sagte einer: "Und wenn wir einfach Ortsschilder filmen, die irgendwie so richtig komische Namen haben, mit einem Bezug zum stillen Örtchen. Das wär doch was." Vermutlich nickten die anderen müde und fanden die Idee "einfach klasse" und überhaupt wollten sie endlich nach Hause." So schreibt die Allgäuer Zeitung am 26. Februar 2004.
Der Toilettenpapier-Hersteller drehte mehrere kleine Werbe-Spots
Ja, so könnte es vielleicht gewesen sein. Fakt ist allerdings, dass die Firma Procter&Gamble für sein Klopapier "Bess" die richtigen (Ab)Orte suchte. Dort drehte sie mehrere kleine TV-Spots. Heute gehört "Bess" zum schwedischen Unternehmen SCA Hygiene Products. Den Werbespot, in dem Pforzen vorkommt, hat Procter&Gamble nicht archiviert und auch SCA Hygiene Products hat ihn auf Nachfrage nicht mehr gefunden. Im Internet haben sich aber vier andere kleine Spots erhalten.
"Wer in Pforzen wohnt, muss ein feines Gespür für Toilettenpapier haben"
Die Bevölkerung von Pups, von Müssen, Groß Klein, Thomaßgschieß und Pforzen wurde auf die Dreharbeiten vorbereitet. In einer Pressemitteilung hieß es ganz charmant: "Wer in einem Ort mit dem Namen Pforzen wohnt, muss ein feines Gespür für Toilettenpapier haben." Die Allgäuer Zeitung kommentierte: "Das feine Näschen haben sie sich in diesem Zusammenhang zum Glück verkniffen." Ein weniger feines Gespür für die Pforzener hatten allerdings die Klopapier-Marketing-Experten von Procter&Gamble.
Als Revanche für die Werbe-Aufnahmen fuhr der Toilettenpapier-Hersteller mit einem 18-Meter langen 40-Tonner-Lastwagen in Pforzen vor, beschreibt die Allgäuer Zeitung. Bepackt war er mit 16.320 Rollen Klopapier. Am dortigen Bauhof sollten die Rollen kostenlos an Frau und Mann gebracht werden. Pech nur für das Unternehmen: Der Platz war menschenleer. "Er ist kein Ort, an dem sich die Pforzener an einem durchschnittlichen Wochentagnachmittag in Massen aufhalten", erklärte die Zeitung. So fuhr der Lkw weiter zum Wertstoffhof. Dort traf Promoter Thorsten Bopp immerhin etwa ein halbes Dutzend Menschen, die gerade alte Zeitungen, Dosen oder Flaschen zu diversen Containern trugen, und verteilte die Rollen an sie.
In Meinkot gab's einen Klopapier-Jahresbedarf für mehrere Vereine
Besser funktionierte die Dankes-Aktion im niedersächsischen Meinkot. Weil der örtliche Bürgermeister in einer Fernsehsendung zum Werbespot auftrat, bekam der Meinkoter Sportverein einen kostenlosen Jahresbedarf an Klopapier. Doch das reichte dem Bürgermeister nicht. Er hakte bei Procter&Gamble nach und handelte so auch noch einen Jahresbedarf für die Schützen und die Freiwillige Feuerwehr heraus.
Was haben die Pforzener zum Werbe-Spot gesagt?
Die Pforzener übrigens fanden die Aktion "vollkommen okay", "witzig" und "doch ganz lustig" - das ergab damals eine Umfrage der Allgäuer Zeitung. Manch einer fand es allerdings schade, dass er nichts von der Gratis-Aktion wusste - "sonst hätte ich mir da natürlich ein paar Packungen Klopapier geholt", sagte einer. Auch der damalige Bürgermeister Maximilian Haug musste laut eines Gemeindemitarbeiters über den Spot lachen.
Das Fazit der Allgäuer Zeitung zu der ganzen Aktion lautete übrigens: "'Am richtigen Ende sparen'. Gilt vielleicht auch für den Hersteller. Am Marketingkonzept sparen, kann jedenfalls in die Hose gehen."
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