Antiepileptikum sorgt für Missbildungen bei Tausenden Babys
Medikamente mit dem Antiepileptikum Valporat stehen in der Kritik: In Frankreich sollen dadurch seit den 60er Jahren Tausende Babys mit Missbildungen zur Welt gekommen sein.
Bis zu 41.00 Kinder sind in Frankreich wegen des Antiepileptikums Valproat mit schweren Missbildungen auf die Welt gekommen. Zu diesem Ergebnis kommt die französische Arzneimittelaufsicht ANSM in einer am Donnerstag in Paris vorgelegten ersten Schätzung. Demnach haben Frauen, die während der Schwangerschaft Valproat zu sich nehmen, ein vierfach erhöhtes Risiko, ein Kind mit schweren Missbildungen auf die Welt zu bringen. Untersucht wurden Geburten seit der Einführung des Medikaments Depakine mit dem Wirkstoff Valproat im Jahr 1967. Das vom französischen Pharmariesen Sanofi hergestellte Medikament wird gegen Epilepsie verschrieben. Der Wirkstoff wird auch gegen bipolare Störungen eingesetzt.
Die Frauen, welche dem Wirkstoff Valproinsäure während der Schwangerschaft ausgesetzt waren, wiesen laut der Studie zudem einen erhöhten Konsum psychoaktiver Substanzen auf. Hierzu werden Alkohol, Tabak und Psychopharmaka gerechnet. Besonders betroffen sind dabei jene Frauen, welche an einer bipolaren Störung leiden.
Valporat: Epilepsie-Medikament auch in Deutschland erhältlich
Seit Anfang der 1980er Jahre ist die Gefahr von Missbildungen bei Babys bekannt. Betroffene Familien gehen in Frankreich mit juristischen Mitteln gegen Sanofi vor. Sie werfen dem Konzern vor, schwangere Frauen nicht hinreichend informiert zu haben. Seit 2015 darf Valproat schwangeren Frauen oder Frauen in gebärfähigem Alter nur noch verschrieben werden, wenn andere Medikamente nicht anschlagen.
Valproat wird auch in Deutschland verkauft. Zahlen zu möglichen Missbildungen wegen einer Einnahme während der Schwangerschaft liegen aber nicht vor, wie die Bundesregierung im Januar in einer Antwort auf eine Anfrage im Bundestag erklärte. Demnach wurden valproathaltige Arzneimittel in Deutschland in der Vergangenheit aber deutlich weniger häufig verschrieben als in Frankreich. (afp)
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