Auf Mallorca gibt es immer mehr Sextourismus
Parallel zum Fremdenverkehr wächst auf der spanischen Ferieninsel das Geschäft mit der Lust. Verwaltung und Hoteliers können bislang nur wenig dagegen unternehmen.
Auf Mallorca blüht nicht nur das Urlaubsgeschäft, sondern auch der Sextourismus. An den touristischen Vergnügungsmeilen, der bei Deutschen beliebten Hochburg Playa de Palma sowie im britischen Sündenort Magaluf konkurrieren immer mehr Sexklubs, inoffizielle Bordelle in Appartements, Escort-Services und Straßenprostituierte um Kunden. Inselzeitungen und elektronische Medien sind voll von Anzeigen, in denen sexuelle Dienste aller Art angeboten werden.
Die Inselpolitiker haben bisher wenig Handhabe gefunden, um das parallel zum Tourismus wachsende Sexgewerbe unter Kontrolle zu bekommen. Anwohner protestieren gegen den sich ausbreitenden „Schmuddeltourismus“. Ein Sittengesetz, mit dem man die Freier in Palma verfolgen wollte, wurde erlassen – und von einem Gericht wieder aufgehoben. Am Strand Magalufs wurden Flutlichtscheinwerfer installiert, um sexuelle Akte unter freiem Himmel in der Nacht zu unterbinden. Die Mallorca-Regierung und Hoteliers werben verzweifelt für „mehr Qualitätstourismus“ – geholfen hat dies alles wenig.
"Reichlich Unterhaltungsangebote für Erwachsene auf Mallorca"
Ein einschlägiger Szene-Reiseführer schreibt über die Insel: „Es gibt reichlich Unterhaltungsangebote für Erwachsene auf Mallorca – und du musst nicht lange danach suchen.“ Und über das ganze Land heißt es euphorisch im selben Internet-Sexguide: „Spanien ist auf dem Wege, eines der populärsten Reiseziele der Welt für Sextouristen zu werden.“ Eine Tendenz, die von Soziologen der Madrider Universität Comillas bestätigt wird. Sie warnen ihrerseits davor, dass Spanien, wo die Prostitution bis heute kaum gesetzlich geregelt ist und dem Sexgeschäft viel Freiheit bleibt, „zum Thailand Europas“ werden könne.
Allein in Mallorcas Inselhauptstadt Palma haben Behörden und Sozialdienste etwa 2000 Prostituierte registriert. Doch die Dunkelziffer ist hoch. Die wahre Zahl der Sexarbeiterinnen auf der Insel dürfte ein Vielfaches davon sein. Im ganzen Königreich bieten nach einer Schätzung des Nationalen Statistikamtes bis zu 600.000 Prostituierte, die in Spanien „putas“ genannt werden, ihre Dienste an. Der Zweig ist demnach zu einem wichtigen Faktor der spanischen Schattenwirtschaft geworden.
20 Prozent aller Männer haben 2015 für sexuelle Dienste bezahlt
Im immer noch ziemlich katholisch geprägten Spanien ist alles erlaubt, was nicht ausdrücklich verboten ist. So ist es zum Beispiel verboten, die schlüpfrigen Dienste in der Nähe von Schulen anzubieten. Einige Kommunen versuchen, die Straßendirnen aus den Innenstädten zu verdrängen. Mit dem Ergebnis, dass die Sexarbeiterinnen nun die abseits liegenden Gewerbegebiete bevölkern oder ihre Kunden in Appartements empfangen.
Die Blüte der Sexgeschäfte in Spanien hat aber nicht nur mit dem stark wachsenden Tourismus im Land zu tun. Auch die männliche Bevölkerung des Landes greift offenbar gerne auf die Dienste der Prostituierten zurück: Eine neue staatliche Umfrage kam zu dem überraschenden Ergebnis, dass ungefähr 20 Prozent aller Männer im vergangenen Jahr für sexuelle Dienste bezahlt haben.
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