Badetote und Unwetter: Hitzewelle fordert ihren Tribut
Die Hitze der vergangenen Tage hatte auch ihre Schattenseiten. Viele Badeunfälle, heftige Gewitter und Störungen im Bahn- und Flugverkehr trübten die heißen Sommertage.
Auf Deutschlands neuen Temperaturrekord von 40,3 Grad gemessen im bayerischen Kitzingen sind zum Wochenstart Unwetter gefolgt. Während der Süden dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge bis zum frühen Montagmorgen weitestgehend verschont blieb, tobten etwa in Niedersachsen Gewitter.
In Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern war es am Sonntagabend deshalb zu Beeinträchtigungen im Bahnverkehr gekommen. Noch bis in den Morgen blieben mehrere Strecken gesperrt - vor allem um den Knotenpunkt Hannover herum gebe es immer noch Probleme, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Fahrgäste müssten bis zum Mittag mit Ausfällen und Beeinträchtigungen rechnen.
Umstürzende Bäume hatten der Bahn zufolge an vielen Orten die Oberleitungen beschädigt und die Schienen blockiert. Die Einsatzkräfte seien mit Hochdruck dabei, die Strecken zu räumen und beschädigte Oberleitungen instand zu setzen.
Geduld brauchten auch Reisende auf dem Weg zurück nach Berlin: Wegen des Unwetters waren mehrere Flüge mit Ziel Berlin-Tegel umgeleitet worden. Der Online-Auskunft über die Ankunftszeiten am Flughafen zufolge wichen zwischen 22.00 Uhr und Betriebsschluss 17 Flieger auf andere Flughäfen aus. Der Flughafenauskunft vom frühen Montagmorgen zufolge sind die Flugzeuge unter anderem in Dresden gelandet. Auch waren mehrere Starts am Abend den Informationen auf der Internetseite zufolge gestrichen worden. Die "Berliner Morgenpost" berichtete, dass Reisende die Nacht in Dresden verbrachten, weil die Rückreise nach Berlin zunächst nicht möglich war.
"Es waren immer wieder Unwetter dabei, vor allem bezüglich Starkregen und anfangs auch Hagel", sagte eine Meteorologin des DWD. Teilweise seien Böen zwischen 90 bis 100 Stundenkilometer gemessen worden. In Thüringen kippte eine Windböe auf der Autobahn 4 nahe Mellingen einen Lastwagen um. Das Führerhaus hing über einer Brücke und drohte in die Tiefe zu stürzen. Der Fahrer wurde gerettet. Am späteren Nachmittag löste heftiger Regen unter anderem in Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Niedersachsen mehrere Rettungseinsätze aus. Innerhalb von 24 Stunden gingen bis zum Sonntagnachmittag 65 255 Blitze über Nordrhein-Westfalen nieder, berichtete der Deutsche Wetterdienst in Essen.
Vollgelaufene Keller, überflutete Straßen und umgestürzte Bäume
Die Feuerwehren hatten vor allem mit vollgelaufenen Kellern, überfluteten Straßen und umgestürzten Bäumen zu tun. "Alles, was der Sturm eben umhaut: Bäume, Äste, Dachziegel", sagte ein Polizeisprecher in Hannover. Innerhalb von zwei Stunden seien 50 Polizisten und 35 Feuerwehrleute im Einsatz gewesen. Allein in der Stadt Braunschweig seien die Rettungskräfte weit mehr als 100 Mal gerufen worden, teilte die Polizei mit. In Hattingen am Rande des Ruhrgebiets wurden zwei Menschen vom Blitz getroffen und schwer verletzt.
Wie in der Nacht zuvor brannten auch wieder Dachstühle nach Blitzeinschlägen. Im nordrhein-westfälischen Vlotho fing ein Dachstuhl eines Gastronomiebetriebs Feuer, es konnte aber schnell gelöscht werden. Im sächsischen Schneeberg brannte eine Lagerhalle ab, verletzt wurde niemand, sagte ein Polizei-Sprecher. Trotz starken Windes, Regen und zahlreicher Blitze am Himmel Berlins blieb es einem Feuerwehr-Sprecher zufolge in der Hauptstadt weitestgehend ruhig.
Die Hitzewelle hatte Deutschland am Sonntag einen neuen Temperaturrekord beschert. Im bayerischen Kitzingen wurden am Sonntag 40,3 Grad gemessen, wie ein Sprecher des DWD sagte und damit einen Bericht der "Stuttgarter Nachrichten" bestätigte. Das ist die höchste jemals gemessene Temperatur in Deutschland seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Die bislang höchste jemals gemessene Temperatur in Deutschland betrugt 40,2 Grad.
Zwölf Menschen sterben beim Baden
Am bislang heißesten Wochenende des Jahres kamen bundesweit mindestens zwölf Menschen bei Badeunfällen ums Leben. Strände und Seen erlebten einen gewaltigen Ansturm. Ein 41-Jähriger starb am Sonntag beim Baden in einem Weiher bei Hütten in der oberpfälzischen Gemeinde Grafenwöhr (Landkreis Neustadt an der Waldnaab). Der Mann wurde tot aus dem Wasser geborgen.
Jede Hilfe zu spät kam auch für einen 30-Jährigen in Nürnberg, der am Sonntag zusammen mit einem Bekannten in der Pegnitz badete. Er konnte zwar nach aufwendiger Suche von Rettern lebend ans Ufer gebracht werden, starb aber wenige Stunden später in einem Krankenhaus.
Auch im oberpfälzischen Hemau (Landkreis Regensburg) wurde am Sonntagmittag ein 18-Jähriger tot in einem Badeweiher gefunden. Der junge Mann war mit seinen Eltern und Geschwistern baden, als er plötzlich verschwand. Der Vater verständigte daraufhin die Polizei.
Einen 76 Jahre alten Mann wiederum ereilte am Sonntag der Tod beim Schwimmen in der Amper bei Emmering (Landkreis Fürstenfeldbruck). Badegäste sahen, wie auf dem Fluss eine leblose Person trieb. Sie brachten den Mann in Höhe einer Badeinsel ans Land. Ein herbeigerufener Notarzt konnte nur den Tod des Mannes feststellen.
Bereits am Samstag war ein Vierjähriger in einem Baggersee in Kleinsendelbach (Landkreis Forchheim) ertrunken. Ein Taucher fand das leblose Kind auf dem Grund des Gewässers in Ufernähe.
Auch an Land hatte die Hitze gefährliche Folgen. So kollabierten viele Erntearbeiter auf einem Feld. Waldgebiete und Wiesen brannten. Etliche Fernzüge fielen wegen defekter Klimaanlagen aus. Dennoch war es für viele ein perfektes Sommer-Wochenende.
An diesem Montag soll eine Kaltfront für etwas Abkühlung sorgen. "Das Wetter wird ruhiger und kühler", sagte die DWD-Expertin. Am Montagabend könnte es aber wieder zu Gewittern kommen. Am Dienstag steigen die Temperaturen dann noch mal - von frischen 25 Grad im Norden bis warmen 34 Grad im Süden. AZ/dpa/lby
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