Bald treibt der Pumuckl wieder seinen Schabernack
Der Pumuckl kommt mit einem Theaterstück zurück ins Rampenlicht. Auch ein neuer Kinofilm ist im Gespräch. Die Prozesse um den kleinen Kobold sind dagegen Vergangenheit.
Er hat es immer so bunt getrieben, dass seinem Meister Eder graue Haare gewachsen sind. Er hat Feilen versteckt, Sägespäne in der ganzen Werkstatt verteilt und auch sonst allerhand angestellt, nachdem er in der Münchener Widenmayerstraße an einem Leimtopf kleben geblieben war. Am Ende stand aber in den Geschichten vom Pumuckl immer die Versöhnung. Wahrscheinlich würde sich der rothaarige Kobold freuen, wenn er wüsste, wer nun wieder an einem Tisch sitzt und über neue Ziele spricht.
In einem Atelier in München kommen auf Nachfrage unserer Zeitung nach rund zehn Jahren Rechtsstreit Uschi Bagnall, Tochter von Autorin Ellis Kaut, ihr Mann Brian Bagnall und Barbara von Johnson, die Zeichnerin der Buchfigur, wieder zusammen. Die 92-jährige Ellis Kaut ist zwar bei bester Gesundheit, der Öffentlichkeit fühlt sie sich aber nicht mehr gewachsen.
„Wir wünschen uns, dass der kleine Kobold jetzt nicht mehr mit dem Streit in Verbindung gebracht wird und wieder ins rechte Licht rückt“, sagt Uschi Bagnall, 68, mit ernstem Blick. Viel zu lange habe der Streit einen Schatten auf die Kinderfigur geworfen – damit soll jetzt Schluss sein.
Mit einem Theaterstück kehrt der rothaarige Kobold Ende November in Hamburg sogar ins Rampenlicht zurück. Auch auf der Kinoleinwand soll er bald wieder Schabernack treiben – ein neuer Film ist im Gespräch.
Hurra, hurra, der Pumuckl ist wieder da
Nach der Hörspielserie „Kater Musch“ im Bayerischen Rundfunk hat Ellis Kaut 1961 ihren Pumuckl erfunden. „Es musste eine neue Serie her, und meiner Mutter kam der Gedanke, dass ein frecher Kobold Dinge versteckt, die sie oft suchte“, sagt Uschi Bagnall, die nun die Interessen ihrer Mutter vertritt. Auch der Name der Figur fand sich schnell. Bei einem Winter-Spaziergang mit ihrem Ehemann, dem Journalisten Kurt Preis, fiel Kaut Schnee auf die Nase. Preis, bei seinen Freunden bekannt für seine Wortspielereien und Neuschöpfungen, nannte Kaut daraufhin einen „Pumuckl“.
Nach dem Erfolg im Radio und auf Schallplatte erschienen Pumuckl-Bücher auf dem Markt, die Barbara von Johnson illustrierte. Mit der grafischen Darstellung des Pumuckls für Film- und Fernsehproduktionen hatte von Johnson zwar nichts zu tun. Sie blieb mit der Familie Kaut aber in Kontakt. Dann kam es zum Bruch zwischen den Parteien.
Schwupp, schon war die Freude weg, wer hat die wohl wegversteckt?
Der Pumuckl war es nicht, da sind sich die Bagnalls und von Johnson heute einig. Die Zeichnerin gibt ihrem damaligen Lebensgefährten die Schuld für das Zerwürfnis. Er habe dazu gedrängt, Kaut zu verklagen. Seinen Namen will sie weder in der Zeitung lesen noch ihn überhaupt in den Mund nehmen. „Er ist ein sehr bestimmender Mann und auf den eigenen Vorteil bedacht“, sagt Johnson, 71. Er habe gewollt, dass sie als optische Urheberin der Figur gelte. Für sie selbst sei das nicht wichtig gewesen. „Pumuckl ist mein Spielbein, meine restlichen Arbeiten sind mein Standbein“, betont Johnson. Inzwischen hat ihr ehemaliger Partner sie selbst auf eine Millionensumme verklagt.
Bagnall räumt ein, dass von Johnson einige Male nicht als optische Urheberin genannt wurde. „Aber nicht aus bösem Willen, es ging manchmal unter.“ Kaut störte, dass über das Problem nie gesprochen wurde und einfach eines Tages ein Anwaltsbrief ins Haus flatterte. „Das hat meine Mutter sehr getroffen, sie ist keine Kämpferin“, sagt Tochter Bagnall.
In einem weiteren Rechtsstreit schlug Kaut zurück und verklagte ihre frühere Zeichnerin und Freundin. Die Autorin wollte verhindern, dass Johnson in einem Zeichenwettbewerb eine Freundin für Pumuckl entwerfen ließ.
Der rothaarige Kobold hätte sich wohl vor lauter Schreck über den ausgewachsenen Streit, für den er der Auslöser war, wohl gleich unsichtbar gemacht.
Da machst was mit.
Aufgelöst hat sich das Drama nach der Trennung der Zeichnerin von ihrem Lebensgefährten. Von Johnson entschuldigte sich in einem Brief bei Autorin Ellis Kaut. Uschi Bagnall, die zu diesem Zeitpunkt schon die Post für ihre Mutter in Empfang nahm, schrieb zurück. Nun sind sich die Beteiligten einig: Sie wünschen sich, „dass Pumuckl wieder als Türöffner der Herzen gesehen wird“.
Der Streit zwischen der Autorin und der Zeichnerin sorgte aber für eine Lücke. Denn von Johnson schied als lllustratorin für Werbematerial aus, das nach der Ausstrahlung des ersten Films und während der Fernsehserie immer beliebter wurde. In die Bresche sprang der heute 70-jährige Brian Bagnall, der Ehemann von Kauts Tochter. „Am Anfang wollte ich zwar nicht“, sagt der gebürtige Brite. Mit Illustrationen für Autohersteller und große Möbelanbieter sei er völlig ausgelastet gewesen. Doch am Ende habe er sich Ellis Kaut zuliebe bereit erklärt.
„Ich kenne kaum einen Gegenstand, den es nicht auch mit einem Pumuckl drauf gegeben hat“, sagt Bagnall lachend. Von Tassen, Tellern, Dosen, Nudelpackungen, Senfgläsern bis hin zu Nachttöpfen reichte die Auswahl. Sein Name sollte damals allerdings nicht mit dem Kobold in Verbindung gebracht werden. „Ich wollte nicht darauf reduziert werden, es war ja nicht meine Figur“, sagt der Dozent an der Freien Kunstwerkstatt München. Viel wichtiger sei es ihm, dass sich sein Name in Bezug auf eigene Kreationen einprägt.
Zeichnerin von Johnson kennt das Problem. „Ich habe zwar 1963 den ausgeschriebenen Wettbewerb für die Visualisierung von Pumuckl gewonnen, doch ich habe auch noch andere Werke“, sagt die Münchener Malerin. So sei es schon Ellis Kaut mit ihren anderen Werken gegangen. Doch trotz der Kunstwerke, die alle Beteiligten neben dem Pumuckl schufen, ist die Beziehung zum Kobold doch eine Besondere.
Bei so viel Harmonie würde Pumuckl mit seinen Streichen wohl wieder aufblühen. Auch wenn die Werkstatt in München inzwischen abgerissen wurde – für den Kobold wäre nun der perfekte Moment für neuen Schabernack.
Späne fallen, Nägel knallen, Pumuckl freut's, niemand bereut's.
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