Beatrix überlässt dem Sohn den Thron
Am Montag gab die niederländische Königin Beatrix im Fernsehen ihren Abschied bekannt. Nach 33 Jahren auf dem Thron wird sie in Kürze abdanken.
Es sind diese drei Minuten am Montagabend, die das Land verändern. Eine Ära endet. Die Königin der Niederlande, Beatrix, dankt ab. Sie sitzt vor den Fernsehkameras und spricht zu ihrem Volk, ernst, in einem dunkelblauen, streng wirkenden Kleid. Eine Frau, von den Schicksalsschlägen der 33 Jahre auf dem Thron gezeichnet.
Willem-Alexander der erste Mann auf dem Thron seit 1890
Es sei Zeit, die Verantwortung in jüngere Hände zu geben, sagt sie schnörkellos. Beatrix wird am Donnerstag 75 Jahre alt. Ihr ältester Sohn, Kronprinz Willem-Alexander, wird im Jahr des 200. Geburtstags der Monarchie ihr Nachfolger. Der 45-Jährige ist der erste Mann auf dem Thron seit Willem III., der 1890 starb.
„Sie hat unserem Land in seinen schwersten Momenten gedient und uns beigestanden,“ würdigt Regierungschef Mark Rutte die Königin wenige Minuten, nachdem die Monarchin ihre Abdankung verkündet hat. Und er erinnert an die Zeitzeichen dieser Regentschaft, an Anschläge, Unglücke, die Morde rechtskonservativer Politiker auf offener Straße. Und vor allem die nicht enden wollenden Regierungskrisen in den letzten zehn Jahren.
Beatrix ist studierte Rechtswissenschaftlerin
Am 31. Januar 1938 erblickte die heutige Königin als Beatrix Wilhemina Armgard in Baarn das Licht der Welt, seit ihrer Geburt Prinzessin zu Oranien-Nassau. Im kanadischen Ottawa besuchte sie die Grundschule. Dorthin war die königliche Familie während des Krieges über Großbritannien geflohen.
Nach der Rückkehr 1945 studierte sie in Leiden Rechtswissenschaften, besuchte zugleich Vorlesungen in Soziologie, Ökonomie, Parlamentsgeschichte und Verfassungsrecht. 1961 schloss sie ihr Studium ab. Bis dahin nahm die niederländische Öffentlichkeit sie nur am Rande wahr. Ihre Mutter, Königin Juliane, bestimmte die Schlagzeilen.
Anfangs Entrüstung über den deutschen Ehemann von Beatrix
Doch als Beatrix 1966 den deutschen Adligen Claus von Amberg heiratete, erhob sich ein Sturm der Entrüstung. Für viele Landsleute galt der Prinzgemahl als inakzeptabel, weil er aus dem Land stammte, das die Niederlande im Zweiten Weltkrieg besetzt hatte.
Jahre dauerte es, bis sich die Vorurteile legten und von Amberg schließlich zu einem besonders beliebten und wegen seiner diskreten Zurückhaltung auch geachteten Mitglied der Königsfamilie wurde. Auch Beatrix musste auf den Thron warten. 1980 schließlich dankte ihre Mutter ab.
Beatrix erfand die Monarchie quasi neu
Die älteste Tochter, inzwischen 42, übernahm die Regierungsgeschäfte und erfand die Monarchie nahezu neu. Nicht höfischer Pomp ist Beatrix’ Weg, sondern harte Arbeit. Schloss Huis den Bosch bei Den Haag ließ sie von einem Königshaus zu einer Art Arbeitszentrum umbauen, wo die Monarchin seither Experten, Politiker und Wissenschaftler empfängt.
Ihr Fleiß, ihre Belesenheit, ihr Detail versessenes Wissen werden von allen Seiten gelobt. Vorstandsvorsitzende des Unternehmens Niederlande nennt man die Königin.
Schicksalsschlag zeichnete die Königin
Vor gut zehn Jahren starb ihr Mann. Doch Beatrix erfüllte weiter ihre Pflicht. Aber als vor knapp einem Jahr ihr zweiter Sohn Friso (44) in Österreich unter eine Lawine geriet und aus dem Koma nicht mehr aufwachte, war das ein Schicksalsschlag, von dem sich die sonst so starke Frau nicht mehr erholte.
Seit Langem schon wurde deshalb vermutet, sie werde bald den Stab weitergeben. Das hat sie nun angekündigt: Kronprinz Willem-Alexander übernimmt am 30. April als König Willem IV. das Zepter. Mit seiner Frau Maxima hat der 45-Jährige drei Töchter.
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