Bei Missbrauch in der Familie bekommen Kinder oft keine Hilfe
Die Aufarbeitungskommission zum Kindesmissbrauch legte am Mittwoch einen Zwischenbericht vor. Daraus geht hervor, dass sexueller Missbrauch in Familien oft geduldet wird.
Bei sexuellem Missbrauch in der Familie bekommen Kinder oft keine oder erst spät Hilfe, weil vor allem Mütter nicht eingreifen. Diese sind zwar auch Täterinnen, aber vorwiegend Mitwissende, wie aus dem am Mittwoch vorgelegten Zwischenbericht der unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs hervorgeht. In den wenigsten Fällen glauben demnach Mütter ihren Kindern und schützen sie vor weiterem Missbrauch.
Zwei Drittel aller Missbräuche finden im engeren sozialen Umfeld statt
Gründe für das Dulden des Missbrauchs seien zum Beispiel Abhängigkeiten, Ohnmachtserfahrungen oder Gewalt in der Partnerschaft, erklärte die Kommission. Dazu kämen auch die Angst vor einem Verlust des Partners oder der gesamten Familie sowie eigene Missbrauchserfahrungen.
Die Kommission hatte im Mai 2016 die Arbeit aufgenommen. Sie untersucht sämtliche Formen von sexuellem Kindesmissbrauch in der Bundesrepublik und in der DDR. Es meldeten sich bislang rund tausend Betroffene sowie weitere Zeugen bei der Kommission, von denen etwa 200 angehört wurden. Zusätzlich gingen 170 schriftliche Berichte ein. Bei rund 70 Prozent der Betroffenen fand laut der Kommission der Missbrauch in der Familie oder im engeren sozialen Umfeld statt.
Die Kommissionsvorsitzende Sabine Andresen nannte die Einrichtung der Kommission eine "wichtige Entscheidung der Politik". Damit habe diese signalisiert, "dass die Gesellschaft bereit ist, Verantwortung zu übernehmen". Die Kommission plädierte dafür, die Aufarbeitung über das Jahr 2019 hinaus zu gewährleisten. Bis dahin stehen finanzielle Mittel zur Verfügung. afp
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