Burt Reynolds, einer der letzten Schnurrbärte
Wo Burt Reynolds war, sah alles leicht aus, Action wie Mädchen. Dass der Macho den Film „Pretty Woman“ mit Julia Roberts ausschlug, versteht niemand.
Dass Nacktfotos auch Männern bei ihrer Karriere nützen, wusste Burt Reynolds bereits 1972. Da erschien der Hollywoodstar in der Cosmopolitan als erster Nackter zum Ausklappen. Ein Pin-up-Reynolds mit üppiger Brustbehaarung, die linke Hand lässig auf dem Teil drapiert, das dem Mann angeblich am meisten bedeutet. Tatsächlich stärkte das Bild den Ruf des Schauspielers als Sexsymbol und Macho, den er von da an in populären Actionfilmen gerne variierte. Heute hält der Altstar den hüllenlosen Auftritt für einen seiner größten Fehler.
Wie man es braucht. 1972 hatte der aus dem US-Staat Georgia stammende Reynolds noch die Prüderie im Land angeprangert und betont, dass auch Frauen das Recht auf ein spezielles Foto auf der Innenseite ihres Schlafzimmerschranks hätten. Na ja. Aber kein Mensch mit offenem Herzen kann sich Kassenmagneten wie „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ oder „Auf dem Highway ist die Hölle los“ entziehen. Heute wird Reynolds 80.
Burt Reynolds kann sich selbst auf Schippe nehmen
Wenn der Ex-Footballspieler Reynolds sich heute, abgemagert und sichtlich gealtert, mit rosa Sonnenbrille, grauem Toupet samt Schnurrbart zeigt, bleibt seinen Fans nur die Erinnerung an großartige Kinozeiten. Wie etwa die grandiose Flussfahrt mit Jon Voight in dem Film „Beim Sterben ist jeder der Erste.“ Schon bald bewies Reynolds, dass er sich in seinen Action-Filmen mit einem leichten Augenzwinkern selbst auf die Schippe nehmen kann. Aber auf Dauer funktionierte die PS-Welt mit den Mädchen auf dem Beifahrersitz nicht mehr. Weil der vielfach operierte Star, der in jungen Jahren viele Stunts selbst übernahm, sein Rollenfach trotz körperlicher Probleme fest zementiert hatte.
Während der ebenfalls durch seine Physis wirkende Clint Eastwood sich einen Ruf als Filmregisseur erarbeitete, wurden die Rollen für Burt Reynolds kleiner. Was mit seine Schuld war. Fehlinvestitionen, ausschweifender Lebensstil und ein langer Rosenkrieg mit der Schauspielerin Loni Anderson um Alimente für den Adoptivsohn taten ihr Übriges. In Hollywood fragt man sich noch heute, warum Reynolds nicht in „Pretty Woman“ mit Julia Roberts spielen wollte. Den Job übernahm bekanntlich Richard Gere. Und weshalb Burt Reynolds die Hauptrollen in „Einer flog über das Kuckucksnest“ und „Zeit der Zärtlichkeit“ abgelehnt hat, mit denen Jack Nicholson zwei Oscars gewann. Wer weiß, wozu es gut war.
Burt Reynolds mochte andere Rollen. So war er in „Boogie Nights“ ein Pornofilm-Produzent, der endlich mal einen „künstlerischen Film“ machen möchte. Doch das hätte nicht gepasst zu ihm. Heute lebt der Rentner in Florida, hat eine viel jüngere Freundin und sagt, dass man „noch netter zu seinen Feinden sein sollte als zu seinen Freunden“. Dafür wird er seine Gründe haben.
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