CSU-Politiker erlebten Attentat auf kanadisches Parlament mit
Die Politiker um Erwin Huber verließen gerade das benachbarte Hotel, als das Attentat auf das kanadische Parlament passierte. Der Täter war schon zuvor als "hochgefährlich" bekannt.
Abgeordnete der CSU haben den bewaffneten Angriff auf das kanadische Parlament am Mittwoch vor Ort miterlebt. Zum Zeitpunkt der Attacke in Ottawa habe die Delegation gerade ihr Hotel neben dem Parlamentsgebäude verlassen, sagte Richard Teltschik von der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung der Nachrichtenagentur AFP am Telefon. "Es kamen aus allen Straßen fast parallel Polizeiautos gefahren."
CSU-Delegation in Ottawa
Die Delegation sei mit einem Kleinbus vom Hotel abgefahren. "Wir wussten gar nicht, was los war", sagte Teltschik. Erst kurze Zeit später seien die Eilmeldungen auf den Handys eingegangen. Die Schüsse habe die Delegation nicht gehört. Ein geplantes Mittagessen mit Abgeordneten des kanadischen Parlaments wurde abgesagt. Noch am Mittwoch sollte die Delegation planmäßig zurück nach Deutschland fliegen.
Die CSU-Politiker hielten sich im Rahmen eines deutsch-kanadischen Dialogprogramms der Hanns-Seidel-Stiftung in Ottawa auf. Der Delegation gehörten der ehemalige CSU-Vorsitzende Erwin Huber, der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Uhl und der CSU-Landtagsabgeordnete Otmar Bernhard an.
Der Attentäter von Ottawa soll den kanadischen Behörden als "hochgefährlicher Reisender" bekannt gewesen sein. Kanadischen und US-Medien zufolge soll es sich bei dem Angreifer, der bewaffnet das Parlament stürmte und einen Soldaten tötete, um den 32 Jahre alten Kanadier Michael Z. handeln, der den Behörden als "hochgefährlicher Reisender" bekannt gewesen sei. Demnach wurde ihm erst kürzlich der Pass entzogen. Wegen Raubes und Waffenbesitzes soll er zudem 2003 zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt worden sein.
Attentäter erschoss jungen Wachsoldaten
Der Bewaffnete hatte am Mittwoch in der Nähe des Parlaments zunächst einen jungen Wachsoldaten schwer verletzt, der später starb. Dann stürmte er das Parlamentsgebäude, wo es zu einem Schusswechsel kam. Harper, der sich zu dem Zeitpunkt in dem Gebäude aufhielt, wurde in Sicherheit gebracht. Der Angreifer wurde schließlich vom Sicherheitschef des Parlaments, Kevin V., erschossen. Zahlreiche Parlamentarier und Regierungsvertreter würdigten den 58-Jährigen später als "Helden", der Schlimmeres verhindert habe. Drei Verletzte wurden ins Krankenhaus gebracht.
Der kanadische Premierminister Stephen Harper hat nach dem Anschlag auf das Parlament in Ottawa ein entschlossenes Vorgehen gegen die Verantwortlichen der Attacke versprochen. Kanada werde sich von derlei Angriffen "niemals einschüchtern lassen" und stattdessen die Anstrengungen im Kampf gegen "Terrororganisationen" verdoppeln, sagte Harper am Mittwochabend (Ortszeit). Bei dem Angreifer soll es sich um einen als "hochgefährlich" eingestuften Kanadier handeln.
Kanadischer Premier Harper hält emotionale Rede
"Angriffe auf unser Sicherheitspersonal und unsere Regierungsinstitutionen sind naturgemäß auch Angriffe auf unser Land, unsere Werte, unsere Gesellschaft und auf uns Kanadier als freies, demokratisches Volk", sagte Harper in seiner emotionalen Rede an die Nation, die im Fernsehen übertragen wurde. Die kanadische Regierung und die Sicherheitsdienste des Landes würden daher alles gegen "Terrororganisationen" tun, die in anderen Ländern agierten, "in der Hoffnung, ihre Brutalität in unsere Breiten zu bringen". Diese würden "keinen sicheren Hafen" finden.
Der Hintergrund des Anschlags blieb zunächst unklar. Vor dem Hintergrund einer möglichen Verbindung des Attentäters zu Islamisten sagte Verteidigungsminister Rob Nicholson, Kanada werde an seiner Militärstrategie festhalten. Das Land will sich an den von den USA angeführten Luftangriffen auf Stellungen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) im Irak und in Syrien beteiligen. Die Behörden gehen daher derzeit von einer erhöhten Anschlagsgefahr aus.
Der Attentäter von Ottawa handelte offenbar allein
Der 32-Jährige handelte entgegen ersten Vermutungen aber offenbar allein. "Offenbar gab es nur einen Schützen", sagte der Bürgermeister von Ottawa, Jim Watson, dem Sender CNN. "Und der ist tot." Die Ermittlungen dauerten aber an. Zugleich wurden die meisten Polizeiabsperrungen in Ottawa wieder aufgehoben, nur das Parlament selbst blieb für die Öffentlichkeit gesperrt.
US-Präsident Barack Obama sicherte Kanada nach einem Telefonat mit Harper seinen bedingungslosen Beistand zu. Der "tragische" Vorfall werde bei den Anstrengungen im Kampf gegen Terrorangriffe berücksichtigt, sagte Obama vor Journalisten. Die nationalen Sicherheitsteams beider Länder arbeiteten "sehr eng" zusammen und stimmten sich ab. Auch Frankreichs Präsident François Hollande versicherte Kanada die "gänzliche Solidarität" seines Landes. Der britische Premierminister David Cameron zeigte sich in einem Twitter-Eintrag "bestürzt".
Australien erhöhte am Donnerstag nach Angaben des Justizministeriums die Sicherheitsvorkehrungen im eigenen Parlament in Canberra. Premierminister Tony Abbott solidarisierte sich mit Kanada und versicherte der eigenen Bevölkerung, die Regierung werde "alles tun", damit das Land sicher sei. Auch Australien hatte das Anschlagsrisiko kürzlich auf "hoch" heraufgesetzt. afp/AZ
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