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Interview
26.06.2018

Cannabis-Lobbyist Wurth: "Hanf ist in unserem Kulturkreis angekommen"

Georg Wurth ist der Inhaber des Deutschen Hanfverbands, der führenden Lobbyorganisation der deutschen Hanfbewegung.
Foto: Sammlung Wurth

Aktivist Georg Wurth sagt, dass Cannabis für junge Menschen gefährlich ist. Warum er dennoch für eine Legalisierung ist und was der Staat dafür tun müsste.

Georg Wurth hat in seinem Leben einiges versucht, um Cannabis freizugeben. In einer politischen Aktion zeigte er sich 1996 selbst wegen Cannabis-Besitzes an und verband damit die Forderung nach einer Legalisierung. Bis 2000 engagierte sich Wurth zunehmend in der Drogenpolitik der Grünen, zwei Jahre später war er Mitbegründer des Deutschen Hanfverbandes. Noch heute leitet er die Lobbyorganisation der deutschen Hanfbewegung.

Besondere Aufmerksamkeit erlangte der Aktivist 2012 in einem Zukunftsdialog mit Bundeskanzlerin Merkel, in dem er sie mit kritischen Fragen zu Cannabis konfrontierte. Zudem gewann Wurth im Januar 2014 in der Castingshow Millionärswahl von ProSieben und Sat.1 eine Million Euro, weil er sich für die Freigabe der Droge einsetzte. Mit dem Geld baute er den Lobbyverband weiter auf.

Immer mehr Länder legalisieren Cannabis, zuletzt auch Kanada. Wann ist es Ihrer Einschätzung nach in Deutschland soweit?

Georg Wurth: Eine vollständige Legalisierung wie in Kanada kann ich mir mit der jetzigen Merkel-Regierung nicht vorstellen. CDU und CSU verhindern jeden Fortschritt, daher glaube ich, dass frühestens mit der kommenden Regierung eine Wende zu erwarten ist - wenn nicht sogar erst mit der darauffolgenden. Mit SPD, Grünen, der FDP oder den Linken haben wir eine theoretische Mehrheit im Bundestag für kommunale Modellprojekte zur Cannabisabgabe. Doch selbst das blockieren die Unionsparteien bisher.

Was spricht aus Ihrer Sicht gegen eine Legalisierung?

Wurth: Aus meiner Sicht gar nichts. Wir haben in mehreren Jahrzehnten gesehen, dass ein Verbot den Konsum nicht senkt. Im Gegenteil: Nach all den Repressionen konsumieren heute mehr Deutsche Cannabis denn je. Mit der Gesetzeslage werden aber nicht nur diejenigen kriminalisiert, die Cannabis auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Es werden auch Millionen Menschen zu Straftätern gemacht, die Cannabis nur konsumieren. Damit bekommen sie den Stempel der Kriminalität aufgedrückt. Außerdem fördert das Verbot kriminelle Strukturen, der Markt mit hohen Gewinnspannen wird ihnen exklusiv überlassen. Dieser Handel ist kaum kontrollierbar, häufig greifen Dealer zu schädlichen Substanzen als Streckmitteln, um über höheres Gewicht mehr Geld zu erwirtschaften.

Und was spricht für eine Legalisierung?

Wurth: Wird Cannabis legal in einem Fachgeschäft verkauft, könnte man alle Inhaltsstoffe im Sinne des Verbraucherschutzes vernünftig deklarieren. Damit gäbe es keinen Einsatz von Streckmitteln mehr und die Transparenz für die Konsumenten wäre größer. Auch dem Jugendschutz würde eine Legalisierung Rechnung tragen, denn offzielle Fachgeschäfte würden nicht an Minderjährige verkaufen, da sie ihre Lizenz nicht verlieren wollen. Außerdem würde der Staat enorm viel Geld sparen. Um die Repression des Gesetzes zu kontrollieren und aufrecht zu erhalten, werden jährlich mehr als eine Milliarde Euro investiert. Diese könnte man mit einer Legalisierung sparen und zusätzlich etwa eine weitere Milliarde Euro an Steuern verdienen. Das wäre ein Plus von rund zwei Milliarden Euro für den Staat, wovon ein Teil in bessere Prävention und Aufklärung über den Cannabiskonsum gesteckt werden könnte.

Die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler sagt Nein zur Freigabe von Cannabis – und begründet das auch damit, dass der Stoff nicht zu unserem Kulturkreis gehöre.

Wurth: Wann gehört schon etwas zu unserem Kulturkreis? Ungefähr 15 Millionen Menschen in Deutschland haben Konsumerfahrung mit Cannabis. Rund ein Viertel der Erwachsenen in Deutschland hat zumindest einmal im Leben Cannabis probiert, unter den jüngeren Menschen sind es sogar mehr. Die können doch vor dem Gesetz nicht alle Straftäter sein. Cannabis ist schädlich und kann sogar gefährlich sein, das ist für mich keine Frage. Dazu muss ich aber sagen: Alkohol genauso.

Aber die Menschen hierzulande haben doch traditionell mehr Erfahrung mit Alkohol als mit Cannabis...

Wurth: Auch Cannabis ist in Deutschland seit sehr langer Zeit verbreitet. Landwirte etwa haben ihre Pfeifen schon früh damit gestopft, weil es günstiger war als Tabak. Als Gesundheits- und Rauschmittel war Cannabis bereits zu Zeiten von Hildegard von Bingen bekannt. Zwar hat Cannabis hierzulande traditionell nicht die Verbreitung, wie sie der Alkohol hat. Doch gerade in jüngster Zeit wird es immer häufiger konsumiert.

Gerade immer mehr junge Menschen, vor allem Männer, greifen zu Cannabis. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?

Wurth: Das ist wieder ein Indiz für mich, dass gesetzliche Repression nicht als Mittel gegen den Cannabiskonsum funktioniert. Wir haben sogar mehr Cannabiskonsumenten als noch zur Hippie-Zeit der 60er und 70er Jahre. Gerade unter jungen Männern wird zunehmend der Alkohol als Rauschmittel von Cannabis abgelöst. Auch das zeigt mir: Hanf ist mittlerweile in unserem Kulturkreis angekommen. Beunruhigend finde ich nur den Anstieg im Cannabiskonsum der 12- bis 17-Jährigen.

Ist Cannabiskonsum für Jugendliche besonders gefährlich?

Wurth: Bei jungen Menschen, die Cannabis konsumieren, ist es häufig so, dass sie soziale und psychische Probleme am Arbeitsplatz oder in der Schule bekommen. Sie lernen nicht viel, sie grenzen sich ab oder sie ecken häufig an. Das liegt wohl daran, dass Jugendliche im Leben nicht so gefestigt sind wie Erwachsene. Sie müssen erst lernen, Probleme im Leben zu bewältigen - auch ohne Rausch. Je nüchterner der Kopf in jüngeren Jahren ist, desto fester steht ein Mensch später im Leben, desto weniger psychische Probleme bekommt er später. Das trifft aber auf Alkoholkonsum genauso zu.

Für wen kann Cannabis sonst gefährlich werden?

Wurth: Es ist schwer einzuschätzen, wie stark der Konsum sich auf Menschen auswirkt. Schließlich reagiert jeder etwas anders auf Cannabis. Problematisch ist es bei Vorbelastung in psychischer Hinsicht. Haben Verwandte Psychosen, kann das auch bei einem Konsumenten durch Cannabis ausgelöst werden. Menschen, die täglich mehrere Gramm konsumieren, können auch eine psychische Abhängigkeit entwickeln.

Können Menschen in Deutschland Ihrer Einschätzung nach mit Cannabis umgehen?

Wurth: Ich bin der Meinung, die meisten können das. Etwa 90 Prozent der jetzigen Konsumenten haben keine Probleme damit, denn es ist eine besser kontrollierbare Substanz als Alkohol oder Tabak. Beide anderen Rauschmittel haben massive gesundheitliche Folgen für die Konsumenten, allein in Deutschland sterben jährlich 70.000 Menschen an Folgen des Alkoholkonsums und mehr als 100.000 an den Folgen des Tabak-Konsums. Cannabis dagegen ist nicht tödlich. Auch die sozialen Folgen sind bei Alkohol weit gravierender als bei Cannabis. Viele werden durch Alkoholkonsum streitsüchtiger, ihr Aggressivitätspotenzial steigt enorm.

Aber genügt es, sich allein darauf zu verlassen, dass die Menschen mit Cannabis umgehen können?

Wurth: Nein. Der Gesetzgeber muss weit mehr tun, als nur den rechtlichen Rahmen abzustecken. Ein Verbot kann den Missbrauch der Droge nicht verhindern, aber die Freigabe allein auch nicht. Wir brauchen in der Drogenprävention einen anderen Diskurs zum Thema Cannabis. Im Schulunterricht etwa müsste man ehrlicher mit den Schülern umgehen und auch Konsummotive benennen. Bisher war die Botschaft: "Cannabis bringt euch massive rechtliche Probleme. Lasst die Finger komplett davon." Bei einer Legalisierung müsste die Botschaft ähnlich wie bei der Alkohol-Prävention lauten: "Cannabis kann Spaß machen. Aber du solltest dein Limit kennen." Gerade jungen Menschen muss man eindeutig klar machen, dass sie Cannabis zwar bisweilen konsumieren können, aber keineswegs durch die Droge Probleme bewältigen können.

Seit März 2017 ist die Einnahme von medizinischem Cannabis auf Rezept freigegeben. Wie gut funktioniert dies bislang aus Ihrer Sicht?

Wurth: Die Freigabe von medizinischem Cannabis ist ein erheblicher Fortschritt. Vorher war eine Ausnahmegenehmigung nötig, nun können über eine ärztliche Verschreibung viel mehr Menschen profitieren. Allerdings muss man auch sagen, dass das Potenzial von Cannabis in der Medizin noch viel größer ist, das wir bei weitem nicht ausschöpfen. Das liegt an vielen Details, die noch nicht funktionieren. Einerseits finden viele Patienten schlicht keinen Arzt, der ihnen Cannabis verschreiben würde, weil er keine Erfahrung oder Vorbehalte dagegen hat. Andererseits lehnen Krankenkassen in vielen Fällen Anträge ab. Was noch hinzu kommt: In Deutschland bauen wir selbst kein Cannabis an, was zu Lieferengpässen in den Apotheken und einem Preis führt, der etwa dreimal so hoch ist wie in den Niederlanden. Insgesamt sind die Hürden für Cannabis in der Medizin also noch sehr hoch.

Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

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Die Diskussion ist geschlossen.

26.06.2018

Vielen Dank für das Interview, Augsburger Allgemeine!
Und natürlich auch Danke an Herrn Wurth für die unaufgeregten und fundierten Antworten.

Es ist längst an der Zeit, faktenbasiert und ohne ideologische Scheuklappen über Cannabis zu diskutieren und zu argumentieren. Andere Länder, nicht zuletzt Kanada und die USA sind da viel weiter – mit entsprechenden positiven Auswirkungen.

Hierzulande, im Alkoholland Deutschland, tut man sich da extrem schwer. Frau Mortler (aber sicher nicht nur sie) ist da ein "gutes" Beispiel, sie verweigert jegliche Diskussion, und vertritt Positionen, die längst widerlegt sind – Hauptsache sie kann weiter eine Politik vertreten (und unterstützen!), die noch nie funktioniert hat und nur einen riesigen illegalen Schwarzmarkt unterstützt.

Mein Wunsch für das nächste Interview: Ein Streitgespräch zwischen Frau Mortler und einem Befürworter. Ich bin mir aber sicher, dass sich die Drogenbeauftragte auch weiter verweigern wird. Was man angesichts ihrer schlechten und widerlegbaren Argumente auch gut verstehen kann.