"Costa Concordia und "Sewol": Das sind die schrecklichen Parallelen
Der Untergang der südkoreanischen Fähre "Sewol" weckt Erinnerungen an die "Costa-Concordia"-Tragödie im Januar 2012. Ein Überblick über die erschütternden Parallelen:
Immer mehr Leichen bergen Taucher momentan aus dem Wrack der versunkenen Fähre Sewol vor der Küste Südkoreas. Über 200 Passagiere, darunter überwiegend Oberstufenschüler, werden noch vermisst.
Der Untergang der südkoreanischen Fähre "Sewol" weckt Erinnerungen an die "Costa-Concordia"-Tragödie im Januar 2012. Ein Überblick über die erschütternden Parallelen:
Kapitän nicht voll präsent
Kurz bevor die "Concordia" auf Grund lief, feierte Kapitän Francesco Schettino noch mit Freunden. Zwar war er zum Unglückszeitpunkt auf der Brücke, doch ob er tatsächlich die Kontrolle hatte, ist unklar. Seine Verteidiger sagen, ein indonesischer Steuermann habe zwei Befehle missverstanden. Experten gehen davon aus, dass das Schiff zu schnell fuhr, als dass ein Crash noch hätte verhindert werden können. Der Kapitän der "Sewol", Lee Joon Seok, war auf dem Rückweg von der Kabine zur Brücke, als die Fähre kenterte. Das Kommando soll eine Untergebene im Rang des dritten Offiziers geführt haben.
Der Kapitän verließ das sinkende Schiff
Schettino wird in dem laufenden Gerichtsverfahren vorgeworfen, die sinkende "Costa Concordia" frühzeitig verlassen zu haben. Juristisch läuft das unter Verlassen eines Schiffes in Seenot. Dieser Anklagepunkt könnte auch Kapitän Lee ereilen, denn die Hinterbliebenen kritisieren, die meisten der 28 Crew-Mitglieder hätten überlebt, weil sie die sinkende Fähre mit den zumeist minderjährigen Insassen im Stich ließen.
Evakuierung der Passagiere verzögerte sich
Nachdem die "Costa Concordia" auf Felsen vor der Insel Giglio gelaufen war, wurden die Passagiere zunächst aufgerufen, Schwimmwesten anzulegen und in ihren Kabinen zu warten. Erst eine Stunde nach dem Unfall wurde die Evakuierung beschlossen, als das Schiff schon in dramatischer Schieflage war. Auf der "Sewol" wurden die Passagiere mehr als 40 Minuten lang aufgefordert, sich nicht von der Stelle zu bewegen - und saßen so in der tödlichen Falle. Kapitän Lee rechtfertigte das Zögern: Er habe befürchtet, bei einer hastigen Evakuierung würden die Passagiere von der heftigen Strömung erfasst und weggerissen. Es seien keine anderen Schiffe in der Nähe gewesen, sie aus dem kalten Wasser zu retten.
Sewol und Costa Concordia: Beide in Schieflage
Sowohl die "Sewol" als auch die "Costa Concordia" kippten auf die Seite. Überlebende beider Katastrophen berichteten von denselben Schwierigkeiten: Gegenstände fliegen durcheinander, Wände werden zu Böden und Flure werden zu lebensgefährlichen Schächten. Von der südkoreanischen Fähre überlebten einige Passagiere, weil sie vom schrägen Deck ins Wasser rutschten. Bei der "Concordia" kletterten dutzende Passagiere über den aus dem Wasser ragenden Rumpf ins Meer.
Bergung behindert
In Italien und Südkorea mussten Taucher versuchen, ins Schiffsinnere vorzudringen. In beiden Fällen war die Sicht extrem schlecht. Bei der "Sewol" dauerte es mehr als 48 Stunden. "Ich konnte kaum die Hand vor den Augen sehen", sagte ein Taucher. Bei der "Concordia" nutzten die Taucher Seile, um den Rückweg zu finden. Das gekenterte Schiff sei wie ein "Labyrinth" gewesen, schilderte einer der Bergungskräfte damals. afp
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