DJ BoBo: Immer der Gleiche, aber immer anders
Als DJ BoBo ist René Baumann während der Dancefloor-Welle der Neunziger zum Star geworden. Danach hat er begriffen, was man tun muss, um im Geschäft zu bleiben.
Nüchtern betrachtet ist das kaum nachzuvollziehen, womit man es im Leben alles zum Millionär bringen kann. Mit Stampfmusik aus dem Computer zum Beispiel, gerne auch unterlegt mit etwas, das man am besten als englische Satzfetzen beschreiben könnte. Texte wäre zuviel gesagt. Das hat mal eine Zeit lang unter dem Genrebegriff „Eurodance“ ganz gut funktioniert. Noch unwahrscheinlicher ist, dass man so eine Karriere startet, wenn die Startbedingungen so schwierig sind wie bei René Baumann alias DJ BoBo, der im Übrigen auch nie richtig Englisch gelernt hat. Geradezu unglaublich wird es aber, wenn man es nicht nur nach oben schafft, sondern dann auch noch 25 Jahre dortbleibt. Aber es geht. Und scheinbar ist das Rezept für den Erfolg gar nicht so kompliziert.
Am 5. Januar 1968 kommt der Sänger, Komponist und Produzent René Baumann in dem Schweizer Nest Kölliken im Kanton Aargau zur Welt. Sein Vater, ein Italiener, hat sich da schon aus dem Staub gemacht. Baumann lernt ihn erst als Erwachsener kennen, er wächst bei der Mutter und vor allem bei deren Eltern auf. In die Familie kommt dann noch ein gewalttätiger Stiefvater, der trinkt und schlägt die Mutter – und prägt Baumann als abschreckendes Beispiel für sein ganzes Leben. Baumann trinkt etwa bis heute keinen Alkohol: Weil er große Angst hat, jemals so die Kontrolle über sich zu verlieren.
Flucht aus dem Alltag
Stattdessen sucht er sich andere Fluchten aus dem Alltag. Mitte der 80er Jahre hören plötzlich auch einige Jugendliche in der Schweizer Provinz Hip-Hop und tanzen Breakdance. Die Beats, die Reime, der Flow – plötzlich steht da eine Tür zur Welt offen. Und Baumann geht hindurch. Zuerst eher zögerlich, lieber nur mit einem Bein. So schließt er eine eher aus Verlegenheit angefangene Bäckerlehre ab. Obwohl er kaum etwas mehr hasst, als jeden Morgen um drei aufzustehen und Brötchen zu formen.
Doch nach Feierabend verlässt er die Backstube und tritt in ein anderes Leben. Das eines Breakdancers und DJs. Die Discos, in denen er auflegt, werden bald zu klein. Spätestens als sein vierter eigener Song zum Hit wird. Dass sieben Sekunden aus „Somebody Dance With Me“ geklaut waren – lässt sich mit Geld regeln. Es folgten „Bravo“, MTV und Auftritte in immer größeren Hallen. Und schließlich ist DJ BoBo so eine große Nummer, dass er nicht mehr im Vorprogramm von Michael Jackson auftritt, wie noch 1996. Dafür nimmt er spätere Stars wie die Backstreet Boys und Justin Timberlake mit auf seine Touren.
DJ BoBo hat keine Affären und Exzesse.
Aber wie bleibt man da oben? Baumann ist erstens absolut seriös. In zweiter Ehe verheiratet, zwei Kinder, keine Affären und Exzesse. Vor allem aber entwickelt er sich ständig weiter. Sein Jubiläumsprogramm ist mehr „Cirque du Soleil“ als Konzert. Darum bringen seine alten Fans nun auch die Kinder mit.
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