"Das Pubertier" im Kino ist zum Pickel kriegen
Es passiert jedem Jugendlichen: Die Hormone spielen verrückt, die Eltern werden peinlich. In "Das Pubertier" reicht dieser Stoff trotz Jan Josef Liefers nur zur Klamotte.
Die Pubertät war schon immer ein dankbarer Filmstoff. Ein ganzes Genre von Coming-of-Age-Geschichten ist um dieses menschliche Entwicklungsstadium herum gewachsen. In den meisten Fällen dominiert hier jedoch die jugendliche Betroffenheitsperspektive. Dabei ist der Abschied von der Kindheit für die Eltern oft schwerer als für deren Töchter und Söhne.
Wenn die lieben Kleinen plötzlich in die Länge schießen, dramatischen Gefühlsschwankungen unterworfen sind und mit unreiner Haut zu kämpfen haben, dann heißt es für viele Väter und Mütter einfach nur noch: Augen zu und durch. Schließlich ist der Ablösungsprozess eine psychologisch erwiesene Notwendigkeit, auch wenn er stetig mit den elterlichen Verantwortungspflichten kollidiert.
Natürlich steckt in diesem Konflikt von zeitloser Unausweichlichkeit ein gutes Komödiensujet. Das hat auch der erfahrene, populäre Autor und Kolumnist Jan Weiler ("Maria ihm schmeckt’s nicht") erkannt und mit "Das Pubertier" in 22 Kurzgeschichten aus väterlicher Sicht die hormongetriebenen Veränderungsprozesse einer 14-jährigen Tochter satirisch begleitet. Nun hat sich Leander Haußmann des Stoffes angenommen und daraus eine liebenswerte, aber auch überraschungsarme Filmkomödie gedreht.
Kino-Trailer: "Das Pubertier" mit Jan Josef Liefers
Hannes Wenger (Jan Josef Liefers) ist ein moderner Vorzeigevater, der sogar seine Journalistenkarriere aufgegeben hat, um sich ganz der Erziehung seiner Tochter zu widmen. Abends am Bett singt er ihr schwülstige, väterliche Liebesbekundungen vor und fühlt sich für die umfangreiche kulturelle Bildung des Kindes samt Symphoniekonzertbesuchen zuständig. Da können der zynische Kriegsberichterstatter Holger (Detlev Buck) und seine Frau (Monika Gruber) sich nur in gespenstische Lachanfälle flüchten. Ihr Sohn hat sich schon in ein Pubertier verwandelt, das am Kühlschrank seine Cola-Dosen rülpsend in einem Zug leert und sich mit überschlagender Stimme gegen elterliche Erziehungsmaßnahmen zur Wehr setzt.
Wenig später ist es auch bei der süßen Carla (Harriett Herbig-Matten) soweit, die morgens selbst mit Schlagermusik nicht aus dem Bett zu bekommen ist und sich von dem lieben Papa gänzlich unverstanden fühlt. Zum vierzehnten Geburtstag soll es eine Party geben. Hannes gibt sich alle Mühe, mit dem Umettikettieren von alkoholfreien Bierflaschen und verdeckter Observation die Balance zwischen coolem Lieblingspapa und Kontrollfreak zu halten.
Natürlich endet die Angelegenheit in maximaler emotionaler Verwüstung und einem unfreiwilligen Besuch aller Beteiligten auf der Polizeiwache. Mit sichtbarer Lust am Chaos inszeniert Haußmann die sich überschlagenden Ereignisse, die aber entgegen drohender Ankündigungen aus dem Off-Kommentar nicht wirklich den Kern familiärer Harmonie zu sprengen drohen. Als bessere Klamotte kann man sich das ganz gut ansehen, aber auch schon bald wieder vergessen.
Der Geschichte, die fast komplett in einem märchenhaften Eigenheim abgedreht wurde, fehlt jegliche soziale Bodenhaftung und ist auch sonst von einer gewissen Drehbuchfaulheit durchzogen. So wird am Anfang die Figur des jüngeren Bruders eingeführt, der dann komplett aus der Handlung verschwindet, nur um später für einen vorhersehbaren Schluss-Gag herhalten zu müssen. Ein Kompliment hingegen verdient die Maskenabteilung, die sich hier mit frenetischer Kreativität dem Design jugendlicher Hautekzeme gewidmet hat.
- Das Pubertier (1 Std. 30 Min.), Komödie, Deutschland 2017
- Regie Leander Haußmann
- Besetzung Jan Josef Liefers, Detlev Buck, Monika Gruber, Heike Makatsch
- Wertung 3 von 5 Sterne
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